Amphibienschutz

Sonntagmorgen, 9Uhr bei 0 Grad – eigentlich eine gute Zeit für Bett, Couch oder Frühstückstisch.  

Doch einige Aktive des Nabu Düren und weitere interessierte Menschen treffen sich an der K49 in Wenau zur Einweisung am Amphibienzaun. Der Nabu Vorsitzende und Amphibienexperte Achim Schumacher erklärt die Hintergründe zum Leben der Tiere und zu den Gefahren. Als Kommunalpolitiker der Grünen in Stadt und Kreis Düren höre ich aufmerksam zu.
Der Kreis Düren hat die Kreisstraße 49 saniert und dabei leider die seit Jahren bekannte Amphibienwanderung nicht berücksichtigt. Eigentlich hätten hier kleine Tunnel zum Queren der Tiere eingebaut werden müssen, denn sämtliche Amphibien in Deutschland gelten als gefährdet oder sind sogar vom Aussterben bedroht.           
Als Ersatzmaßnahme hat die untere Naturschutzbehörde im Februar zum Glück einen Schutzzaun aufbauen lassen. Die Tiere fallen dort in Eimer und werden so nicht mehr überfahren. Ehrenamtliche Helfer*innen müssen diese Eimer nun aber täglich kontrollieren und die Tiere über die Straße bringen. Die Molche und Salamander kehren im Frühjahr zu ihrem Laichgewässer zurück und wandern später wieder in die umliegenden Wälder. Ebenso verlassen die Jungtiere den beliebten Klosterteich von Kloster Wenau irgendwann und werden durch den Zaun vor dem Überfahren geschützt. Wenn die Zählungen den Bestand bestätigen, wird hoffentlich später der Naturschutztunnel nachgerüstet.

Wir haben diesmal fast keine Tiere gefunden, da es viel zu kalt war. Aber die Helfer*innen wissen nun, was zu tun ist. Noch schlimmer ist die Situation an der L12 von Langerwehe nach Schevenhütte. Dort hat Straßen NRW bei der jüngsten Sanierung eine hohe Betonabsperrung gegen Geröll auf der Östlichen Seite gebaut. Obwohl auch hier Amphibienwanderungen bekannt waren, hat man weder Tunnel noch irgendwelche Öffnungen in der Betonwand eingeplant. Auf rund einem Kilometer ist so eine „Todesstrecke“ für Tiere entstanden. Nicht nur Amphibien, sondern auch kriechende Insekten und Säugetiere wie Wildschweine und Rehe stoßen an die lange Wand, laufen verwirrt entlang oder drehen um und werden dabei oft überfahren.


Leider ist Straßen NRW trotz umfangreicher Erläuterungen des Nabu in Ortsterminen nicht bereit, den Planungsfehler einzugestehen und Nachbesserungen vorzunehmen. Wieder einmal wurde für viel Geld etwas gebaut, bei dem die Naturschutzbelange vernachlässigt wurden. Ich unterstütze die Forderung des Nabu Düren nach Naturschutztunneln an dieser recht stark und schnell befahrenen Straße und werde das Thema weiter in den Gremien und Hintergrundgesprächen begleiten.            

Mehr dazu: Beitrag aus 2013 und ein Beitrag aus 2021 und Zeitungstext aus 2022. Aufruf des Nabu, sich als Helfer*in zu melden und Schwerpunktseiten des Nabu Düren zum Thema und nochmal hier.

 

Stellungnahme des Nabu zur kritischen Amphibiensituation an der L12 (Langerwehe nach Schevenhütte)

An der L12 zwischen Langerwehe und Schevenhütte ist der NABU Kreisverband Düren schon seit mehr als drei Jahren mit vielen engagierten Helfern im Amphibienschutz aktiv. Schon zuvor waren die Amphibienvorkommen dort lange bekannt, da eine in Stolberg ansässige Naturschutzgruppe einen Schutzzaun an der L12 sowie an der angrenzenden K49 betreute und viele Jahre hohe Nachweisdaten von der Amphibienwanderung vorweisen konnte.

Neben Erdkröte, Springfrosch, Grasfrosch, Bergmolch und Teichmolch gibt es dort auch noch ein großes Vorkommen des Feuersalamanders, der in den letzten Jahren durch den Chytridpilz in vielen Regionen fast vollständig verschwunden ist. Leider wurden die erhobenen Daten im Zuge der Fahrbahnsanierung an der L12 beachtet und die Naturschutzverbände unseres Wissens nicht beteiligt.

Das nach wie vor größte Problem stellt eine mehrere Hundert Meter lange Betonschutzmauer dar, die hinter der Kreuzung L12/K49 und noch hinter der Zufahrt zum Parkplatz Laufenburg linksseitig der Straße Richtung Schevenhütte errichtet wurde. Die gut einen Meter hohe Mauer verfügt über keinerlei Durchlässe und ist für Insekten, Amphibien, Reptilien (Ringelnatter) sowie Säugetiere (Mufflon, Wildschwein, Nutria, Waschbär, Mäuse etc.) nicht passierbar. Somit ist sie zwar als Geröllschutz sinnvoll, stellt jedoch eine unüberbrückbare Todesfalle für viele Tierarten dar.

Aus unserer Sicht hätten schon zur Straßenbahnsanierung Querungshilfen unter der Fahrbahn verbaut werden sollen. Aber auch nachträglich müssten sie aus unserer Sicht aus Artenschutzgründen in den Straßenkörper eingebaut werden. Auch die Untere Naturschutzbehörde teilt unsere Auffassung und unterstützt uns in unserem Bestreben, dort schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen. Bei einem Ortstermin mit dem Straßenbetreiber Straßen.NRW wurden unsere Bedenken durchaus geteilt und nachvollzogen, doch nach mehreren Jahren passiert leider nichts. Nachfragen werden kaum noch beantwortet, sodass wir befürchten, dass das Problem „ausgesessen“ wird. Das können und wollen wir aber im Sinne der betroffenen Tiere und deren drohendem Straßentod nicht akzeptieren.

Ein auf der anderen Straßenseite errichteter Leitzaun zeigte zwar den guten Willen des Straßenbetreibers, half aber nur bedingt und nicht dauerhaft. 2023 gibt es diesen Zaun nicht mehr. Die bei der Sanierung gemachten Versäumnisse müssen aus unserer Sicht möglichst schnell nachgebessert werden, auch wenn vielleicht keine gesetzliche Verpflichtung mehr besteht. Es kann nicht Sinn und Zweck sein, hier auf mehreren Hundert Metern eine Todeszone für viele bedrohte Tierarten zu schaffen. Unsere aktiven und ehrenamtlichen Amphibienhelfer riskieren in der Wandersaison nicht nur sprichwörtlich Kopf und Kragen, wenn sie die Amphibien von der Straße vor der Mauer einsammeln, um sie und sich selber vor dem Überfahren zu bewahren.

Positiv hervorzuheben ist das Beispiel der parallel verlaufenden K49 am Kloster Wenau, bei der es leider auch verpasst wurde, während der Fahrbahnsanierung 2021/2022 Querungshilfen einzubauen. An dieser Stelle wurde aber nun in einer sehr konstruktiven Kooperation mit der UNB und dem NABU nachträglich Amphibienschutzzäune installiert, die vom NABU betreut werden. Wo also ein Wille ist, ist auch ein Weg. Dies muss auch als Vorlage für die L12 und die Betonmauer dienen.