Schöne Optik – aber zu kurzsichtig geplant

Auf den ersten Blick wirkt der neue Marktplatz durchaus ansprechend. Doch schon beim genaueren Hinsehen fallen die zahlreichen Poller auf, die zwar den Autoverkehr vom Platz fernhalten, aber gleichzeitig zeigen, dass die Übergänge zum Marktplatz kaum durchdacht wurden. Für sehbehinderte Menschen sind die Poller kaum wahrnehmbar – ein erhebliches Sicherheitsrisiko. Auch aus ökologischer Sicht ist der Platz enttäuschend: Kahl wirkende Flächen rund um die Bäume lassen jede Nähe zur Natur vermissen.

Was ebenfalls auf den ersten Blick nicht erkennbar ist: Die neue Gestaltung berücksichtigt weder die bereits heute hohe Hitzebelastung in der Innenstadt noch die Frage, wie künftig die Wärmeversorgung sichergestellt werden soll.

Die Daten, die für das Klimaanpassungskonzept des Kreises Düren ausgewertet wurden, zeigen deutlich, dass insbesondere die Bevölkerung der Stadt Jülich stark unter thermischer Belastung leidet. Laut Klimaanalyse weist die Stadt „eine hohe nächtliche Überwärmung“ auf. Bei einer Temperaturerhöhung um nur 1 °C – ein Wert, der bereits erreicht wurde – leben 55 % der Jülicher Bevölkerung in Bereichen mit ungünstiger oder sehr ungünstiger thermischer Situation. Das betrifft rund 17.600 Menschen.

Bisher identifizierte Hitzeinseln befinden sich rund um das Neue Rathaus und den Walramplatz. Künftig wird wohl auch der Marktplatz dazugehören, denn die neu gepflanzten, lichten Bäume werden kaum zur Abkühlung beitragen.

Dieser Hitzebelastung wird man vielleicht noch mit nachträglichen Maßnahmen wie Fassadenbegrünungen entgegenwirken können. Anders sieht es bei der zukünftigen Wärmeversorgung aus: Diese wurde komplett ausgeblendet. Die von den Grünen bereits vor Jahren beantragte Prüfung eines Nahwärmenetzes hat bis jetzt nicht stattgefunden. Dabei würde eine zentrale Heizungszentrale die Gebäude über isolierte Leitungen mit Heizwärme und Warmwasser versorgen. Stattdessen wurden nun neue Gasleitungen verlegt.

Dabei ist die Frage drängend: In einer dicht bebauten Innenstadt mit vielen Gebäuden und hohem Wärmebedarf reicht der Einsatz von Wärmepumpen oft allein nicht aus.

Auch eine neue Infrastruktur für Wärmenetze kann nicht einfach nachträglich nachgerüstet werden. Mit jeder neuen Heizung, die nicht mehr mit Gas betrieben wird, sinkt die Nachfrage – und damit steigen die Netzentgelte für die verbleibenden Kund:innen. Erste Gasversorger haben bereits angekündigt, ihre Netze ab 2035 stillzulegen, weil sie wirtschaftlich nicht mehr tragbar sein werden.

Man hätte die Gelegenheit nutzen müssen, die zukünftige Wärmeversorgung von Anfang an mitzuplanen. Die mit Millionenkosten realisierte Neugestaltung der Innenstadt stellt aus grüner Sicht deshalb eine weitreichende Fehlplanung dar – und sie wird fortgesetzt. Weitere Straßen in der Innenstadt sollen saniert werden, ohne sich mit der Frage zu befassen, welche Leitungen künftig in den Boden gehören. Aber diesen Mangel sieht man nicht sofort. Auf den ersten Blick wirkt alles ganz nett.