Offener Brief 15. Juni 2020 | andreasbalsliemke Das Festzelt im Brückenkopfpark ; Foto (c) Andreas Balsliemke Den folgenden Brief an Bürgermeister Axel Fuchs von Christine Rohe veröffentlichen wir gern und mit freundlicher Genehmigung. Auch möchten wir auf eine Stellungnahme zum Thema hinweisen, die in Kürze ebenfalls an dieser Stelle erfolgen wird. Sehr geehrter Herr Fuchs, seit den Amtszeiten von Heinz Schmidt und Dr. Peter Nieveler bin ich ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass ein „Jülicher Jong“ als Bürgermeister bei seinen Vorlieben, Vorhaben, Planungen und Entscheidungen in allererster Linie das Wohl der Bevölkerung „seiner“ Stadt im Auge hat. Und was dient diesem Wohl? Sie sind sicherlich mit mir einer Meinung: Ein gesundes Umfeld. Und dazu gehören Verminderung von Lärm, Staub- und Strahlenbelastung, Pflege und Schaffung von „grünen Lungen“ und angemessene Bildungs- und Freizeitangebote. Dafür Sorge zu tragen ist vor allem Aufgabe der Kommunalpolitik, sprich Stadtrat, Stadtspitze und Stadtverwaltung. Bei allen begrüßenswerten Einzelmaßnahmen, die es natürlich auch gibt, macht mir die derzeitige Richtung in die Jülich „entwickelt“ wird, „Bauchschmerzen“. Etliche der in und für Jülich bisher bekannt gewordenen und durchgeführten Vorhaben und die aktuelle Diskussion vermitteln – nicht nur mir – kein gutes Gesamtbild. Daseinsvorsorge und Schutz der BürgerInnen und der pflegliche Umgang mit den alten Schätzen scheinen nicht im Mittelpunkt der derzeitigen Vorhaben und Planungen zu stehen. Auf der einen Seite gibt es überambitionierte (Bau)Projekte, während in den Bereichen Kultur und Soziales die BürgerInnen zunehmend aufgefordert sind, ehrenamtlich tätig zu werden. Herausragendes Beispiel für die Art des „Regierens“ der amtierenden Stadtspitze ist für mich das monströse Gebilde im Stadtgarten des Brückenkopfparks. Es stimmt: Jülich braucht eine neue, andere Stadthalle. Aber nicht so was! Und nicht an dieser Stelle. Dieses „Zelt“ ist martialisch-hässlich, mindert den Erholungswert des Parks, erhöht die Umweltbelastung und missachtet den Denkmalschutz . Die der Jülicher Geschichte und dem Denkmalschutz verpflichteten Vereine und viele Jülicher BürgerInnen sind bemüht, die Reste der noch vorhandenen unwiederbringlichen Schätze Jülichs nachfolgenden Generationen zu erhalten. Angesichts der traurigen Folgen des Braunkohletagebaus, dem u.a.so viele schützenswerte Objekte in der Region zum Opfer gefallen sind, verdienen die Bemühungen um den Denkmalschutz m.E. die uneingeschränkte Unterstützung der Stadtspitze und des Stadtrats. Die Menschen umliegender Kommunen beneiden uns um dieses Erbe. Ich frage Sie: Welche Art Veranstaltungen sollen eigentlich in diesem „Zelt“ statt finden? Und für welche Zielgruppen ?Wie sieht die Kalkulation aus: Bau-, Folge- und Betriebskosten, Gewinn?Wo sollen die BesucherInnen parken?Andere Städte setzen auf Rückbau des Straßenverkehrs und fördern ihren innerstädtischen ÖPNV. Sie holen – ohne jede Not – mehr Autos nach Jülich. Warum? Das dient weder der Umwelt noch dem Wohl der Bevölkerung.Jülich ist und kann stolz auf seine „alten Gemäuer“ sein. Es interessiert mich, welchen Stellenwert diese im – zugegeben vielfältigen – Aufgabenspektrum für Sie persönlich haben. Und: Was folgt als Nächstes? Schlossplatz? Bebauung an der Jakobbbastion? Neues Rathaus? Schwanenteich? Walramplatz? Eine weitere aktuelle Sorge gilt dem letzten grünen Refugium, das der Jülicher Bevölkerung noch geblieben ist: Der Sophienhöhe. Für die Sophienhöhe, die den „ältesten Eichenwald Europas“ ersetzen soll, sind in der Vergangenheit Pläne zur Vermarktung bekannt geworden. Es steht zu befürchten, dass auch dieses uns noch verbliebene Stück relativ unberührter Natur zu (sportlichen) Bespaßungszwecken und/oder als touristische Einnahmequelle in das Visier von Investoren gerät. Ich erwarte von Ihnen Herr Bürgermeister, dass Sie sich solchen Bestrebungen entgegen stellen. Damit wir, die BürgerInnen, nicht erneut vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Zum Schluss sei noch angemerkt: In meinem persönlichen Umfeld gibt es niemanden, der sich nicht erbost oder traurig über das „Zelt“ im Brückenkopfpark äußert. Mit freundlichen Grüßen gez. Christine Rohe