Pressemitteilung der Naturschutzverbände 26. November 2022 | georg.schmitz Die drei Umwelt – und Naturschutzverbände „Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) Kreisgruppe Düren“, die „Landesgemeinschaft Naturschutz (LNU) e.V., Anlaufstelle Kreis Düren“ und der „Naturschutzbund Deutschland (NABU) Kreisverband Düren e.V.“ haben eine Pressemitteilung zum Rahmenplan Indesee 2.0 geschickt und um Veröffentlichung als Gastbeitrag gebeten. Ähnlich wie bei städtischen Pressemitteilungen stellen wir den Text gerne ein und werden die Anregungen in unsere Beratungen mit aufnehmen. Den Anwohnern des künftigen Indesees wurde im Rahmen von drei Bürgerworkshops inSchophoven, Lucherberg/Inden-Altdorf und Merken die Möglichkeit gegeben, mit eigenenAnregungen an der Gestaltung des Uferbereiches des entstehenden Indesees mitzuwirken. Wieauf der Homepage der Indeland GmbH zu lesen ist, sind viele Ergebnisse aus denBürgerworkshops in den Rahmenplan Indesee 2.0 eingeflossen – und das ist gut so. Denn dieMenschen im Tagebauumfeld haben lange unter den Auswirkungen des Braunkohleabbausgelitten.Doch nicht nur die Menschen haben Beeinträchtigungen durch den Tagebau erfahren, auchNatur und Umwelt sind erheblich betroffen. Es gibt kaum einen größeren Eingriff in die Umweltals den Braunkohletagebau. Als Vertreter von Natur und Umwelt haben sich dieNaturschutzverbände im Kreis Düren in den Prozess zur Neuaufstellung des RahmenplansIndesee eingebracht. Zu unseren Anregungen gehörten z.B. die Herstellung einesBiotopkorridors zur Indemündung, die Wiedervernässung von Poldern auf den Wiesennordwestlich von Schophoven und die Gestaltung der sogenannten Lucherberger Lagune alsNaturschutzbereich. Letzteres vor Allem vor dem Hintergrund, dass der Lucherberger See, dersich zu einem wertvollen Lebensraum vieler Arten entwickelt hatte, dem Tagebau weichen muss.Die Lucherberger Lagune liegt geographisch dort, wo bisher der gleichnamige See war und eswäre konsequent, in diesem Bereich wieder einen Naturraum entstehen zu lassen.Für Merken gab es im Rahmen des Fachöffentlichkeitsworkshops Stimmen, die nicht dieEntwicklung des Ortes in Richtung See präferierten, sondern den Kern des Ortes gestärkt sehenwollen, das Bauen im Bestand bevorzugen, das Naturerlebnis hervorgehoben wissen möchtenund sich eine Förderung des Ökolandbaus und eine reich strukturierte Landschaft im Umfeld desOrtes wünschen.Leider finden sich die Anregungen, die Natur und Umwelt in den Fokus stellen, im RahmenplanIndesee 2.0 nicht wieder. Gerade in Merken wird deutlich, dass Stimmen, die sich für den Erhaltund die Schaffung weiterer Naturräume ausgesprochen haben, kein Gehör fanden. Ganz imGegenteil: Der Rahmenplan 2.0 sieht dort eine Erweiterung der Wohnbebauung nach Westenund Norden vor. Die Wälder, die in diesen Bereichen angesiedelt wurden, sollen dafür zu einemgroßen Teil weichen. Es wird argumentiert, dass diese Wälder keinen echten Wert für die Naturdarstellen und deshalb nicht schützenswert seien. Dem widersprechen die Naturschutzverbändeentschieden. Der Zeitkorridor, der für die Seebefüllung vorgesehen ist, bietet viel Raum fürMaßnahmen zur ökologischen Aufwertung dieser Waldgebiete, damit diese für Natur undArtenvielfalt noch attraktiver werden.Pressemitteilung der Naturschutzverbände BUND, LNU und NABU, Düren Seite 2 von 2zum Rahmenplan Indesee 2.0 vom 24.11.2022Dem Rahmenplan Indesee 2.0 ist zu entnehmen, dass Merken eine Ostumfahrung erhalten soll.Diese wird zu einer Versiegelung und Beeinträchtigung wertvoller Naturräume in direkter Nähezum Fauna-Flora-Habitat und Naturschutzgebiet Ruraue, einem Biotopverbundkorridornationaler Bedeutung, führen. Mit dieser Straße würde eine erhebliche Störung der Ruraue inkl.dort in der Nähe brütender Vögel wie dem Eisvogel einhergehen. Daher lehnen wir dieOrtsumfahrung Ost entschieden ab. Das jetzige Straßennetz ist mehr als ausreichend fürMerken.Für Natur und Artenvielfalt wird es eng rund um Merken – und das im wahrsten Wortsinn. Obdas tatsächlich im Sinne der Merkener Bürger – und von uns allen – ist, halten wir mindestensfür fraglich.Einen nachvollziehbaren Prozess dahingehend, wie Anregungen im Beteiligungsprozessgewichtet wurden, erkennen wir Naturschutzverbände nicht. Wir fragen uns auch, nach welchenKriterien die Anregungen ausgewählt wurden, die in den Rahmenplan 2.0 eingeflossen sind, undwas dazu geführt hat, dass das bei anderen nicht geschehen ist. Zusammenfassend lässt sichsagen, dass Natur und Umwelt bei der Fortschreibung des Rahmenplans nicht zu ihrem Rechtgekommen sind.Der Rahmenplan Indesee 2.0 wird derzeit in den politischen Gremien beraten. ImKoalitionsvertrag von CDU und Grünen NRW (Zukunftsvertrag) ist zu lesen:„Das Prinzip der Flächensparsamkeit soll Leitschnur unseres Regierungshandelns sein.“Ähnliche Bekenntnisse gibt es in den Koalitionsverträgen auf Kreisebene (Koalitionsvertrag„Zukunft gestalten“ von CDU und Grünen) und Stadtebene (Koalition „Zukunft Düren“ von SPD,Grünen, Bunter Liste und Bürger für Düren).Die Schaffung neuer Wohngebiete und einer neuen Umgehungsstraße sind mit dem Prinzip derFlächensparsamkeit nicht in Einklang zu bringen. Wir hoffen, dass die Entscheidungsträger daserkennen, Verantwortung übernehmen und den Bekenntnissen zur Flächensparsamkeit Tatenfolgen lassen indem sie diese auch tatsächlich in Ihre Entscheidungen einfließen lassen.Wir können uns den Verlust wertvoller Böden nicht länger leisten. Er hat dramatischeAuswirkungen auf den Natur- und Umweltschutz. Lebensräume von Tieren und Pflanzen werdenzerstört. Lebensräume werden zerschnitten, sodass der Austausch von Populationen und dieFuttersuche erschwert werden. Der Flächenverlust wirkt sich negativ auf denGrundwasserspiegel, das Mikroklima und damit die Auswirkungen des Klimawandels sowie dieCO2-Speicherfähigkeit der Böden aus.Die Naturschutzverbände appellieren an die politischen Parteien, in Bezug auf den RahmenplanIndesee 2.0 die richtigen Schlüsse zu ziehen und Entscheidungen zu treffen, die Natur undUmwelt nicht hinten anstellen. Denn dann ist der Verlierer die Artenvielfalt – ohne die auch unsMenschen ein Leben auf der Erde langfristig nicht möglich sein wird.Ansprechpartnerin für den BUND Kreisgruppe Düren: Doris SiehoffLNU-Koordinator für den Kreis Düren: Dr. Ralf TheisenAnsprechpartnerin für den NABU Kreisverband Düren e.V., Tanja Malchow Das Beitragsbild (oben) stammt aus dem Archiv von Georg Schmitz und zeigt Merken aus der Luft. Gut zu erkennen sind die Tagebaukante und die angesprochenen Wäldchen. Die schwarzen Markierungen mit Buchstabe w zeigen Wohnbauprüfflächen aus dem Flächennutzungsplanentwurf. Das Bild unten zeigt eine Darstellung aus dem Rahmenplan Indesee2.0 und wurde beim Bezirksausschuss Merken aufgenommen.