Nachgefragt! Ausgabe 1

Nachgefragt ist das neue Format für euch auf dieser Homepage. Thema heute: Was bedeutet klimaneutrales Reisen bei Dürener Busunternehmen? 

Ich erhielt in den letzten Tagen eine Presseinformation mit dem Titel „Erstes Dürener Busunternehmen fährt klimaneutral – Siepen Reisen für CO2-Kompensation mit Klimasiegel ausgezeichnet. Das hörte sich spannend an und ich habe die Firma für unsere neue Reihe „Nachgefragt“ besucht und mir die Hintergründe erläutern lassen.

Der Dürener Busreiseveranstalter Siepen kompensiert ab 2021 die CO2-Emissionen seiner gesamten Reisebusflotte und wurde dafür als erster Busreiseveranstalter in der Euregio mit dem Klimasiegel „Klimaneutraler Reisebus“ ausgezeichnet. „Wir freuen uns unseren Reisegästen klimaneutrale Busfahrten ermöglichen zu können und das ganz ohne Mehrkosten für Kunden“, sagt dazu Lutz Siepen, Geschäftsführer von Siepen Reisen.

Der Reisebus gilt neben der Bahn wie vor als das umweltfreundlichste Verkehrsmittel für größere Distanzen. Laut Umweltbundesamt liegt der Kraftstoffverbrauch im Schnitt bei 1,4 l pro Person auf 100 km. Im Vergleich dazu sind es im PKW 6,1 l auf 100 km, der CO2-Ausstoß pro Person ist im PKW fast fünf Mal so hoch wie im Reisebus. Bei Siepen Reisen wurde in den vergangenen Jahren viel in die insgesamt acht Reisebusse investiert und dabei neben Sicherheitsaspekten besonders auf die modernste Motorentechnik mit einem möglichst effizienten Kraftstoffverbrauch und geringen Schadstoffausstoß geachtet. Alle Busse haben die Euro 6 Norm. Trotzdem lassen sich CO2-Emissionen im Reiseverkehr nicht gänzlich vermeiden. E-Mobilität steht im Reisebussektor derzeit leider noch ganz am Anfang der Entwicklung.

Mit Hilfe der Nachhaltigkeits-Beratungsgesellschaft Fokus Zukunft hat das Team rund um Geschäftsführer Lutz Siepen den jährlichen CO2-Ausstoß des Fuhrparks berechnet und zum Ausgleich Zertifikate aus einem Klimaschutzprojekt erworben. Das unterstützte Klimaprojekt kümmert sich um die Aufforstung einer großen Fläche in Uruguay zur Speicherung großer Mengen CO2. Für den CO2-Ausgleich wurde Siepen Reisen als erster Busreiseveranstalter in der Euregio mit dem Klimasiegel „Klimaneutraler Reisebus“ ausgezeichnet.


„Das Klimasiegel, das wir Siepen Reisen verleihen, erfüllt international gültige und vom Umweltbundesamt anerkannte Standards für die CO2-Kompensation“, betonte Peter Frieß von Fokus Zukunft. Siepen Reisen ist durch die Kooperation mit Fokus Zukunft auch Mitglied in der Allianz für Entwicklung und Klima, eine Stiftung, die vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ins Leben gerufen wurde.

Im persönlichen Gespräch hat Herr Siepen glaubhaft deutlich gemacht, dass man in den letzten Jahren viel über Nachhaltigkeit nachgedacht hat und erkannte, dass man auf freiwilliger Basis Verantwortung übernehmen und einen Teil zum Klimaschutz beitragen muss. „Die Klimaneutralität unserer Busfahrten war für uns ein erster Schritt in Richtung nachhaltiges Reisen“, erklärte er. Weitere Unternehmensbereiche sollen auf Nachhaltigkeit geprüft und langfristig ganz klimaneutral werden. „Wir haben einige interessante Ideen, wie wir uns auch zukünftig dem Klimaschutz verpflichten können und hoffen, mit unserem Engagement auch für andere Unternehmen ein Vorbild zu sein.“ Für nächstes Jahr ist z.B. ein lokales Baumpflanzprojekt mit Stammkunden geplant.  

Infos zum Projekt stehen unter:
https://www.siepen-reisen.de/Info-Service/Klimaneutral/
und in der Dürener Zeitung: https://www.aachener-zeitung.de/lokales/dueren/das-erste-reisebusunternehmen-in-der-region-das-klimaneutral-faehrt_aid-55940753

Kommentar:

Macht Kompensation Sinn? Oder ist das alles nur Greenwashing?
Meine Meinung: Wer unnötig durch die Gegend fliegt und sich mit einer Kompensationszahlung ein gutes Gewissen machen will, liegt sicher falsch. Ein Wochenende auf Malle wird nicht Öko, nur weil man Ausgleichszahlungen leistet. Zunächst muss man sich immer überlegen, ob das eigene Tun nötig bzw. zu verantworten ist. Letztlich ist das bei jeder Reise ein persönliches Abwägen, ganz gleich, welches Verkehrsmittel man nutzt. 

Wenn man aber eine Reise machen möchte, stehen Bus und Bahn deutlich umweltfreundlicher da als der private PKW oder gar das Flugzeug. Und wenn man die relativ umweltfreundlichen Busse und Bahnen nutzt, spricht vieles dafür, es durch Kompensation noch ein bisschen grüner zu machen.

Greenwashing hingegen bezeichnet den Versuch von Unternehmen, durch Marketing- und PR-Maßnahmen ein „grünes Image“ zu erlangen, ohne allerdings entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Der Begriff bezieht sich auf eine suggerierte Umweltfreundlichkeit und trifft hier ganz sicher nicht zu.

Eine Einschätzung von Georg Schmitz, Ortsverbandsprecher OV Düren und Vorsitzender des Ausschusses für Mobilität, Umwelt- und Klimaschutz der Stadt Düren.

Rechercheergebnisse:
Flixbus testete ab 2018 E-Busse auf Linien mit 150km Distanz.  https://www.spiegel.de/auto/aktuell/flixbus-startet-erste-elektrische-fernbuslinie-a-1197696.html

Aus Wikepedia: Von Oktober 2018 bis Dezember 2019 setzte Flixbus den Reisebus BYD C9 mit 40 Sitzplätzen auf der Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim über Frankfurt Flughafen und Heidelberg im Linienverkehr ein, wo dieser viermal täglich verkehrt ist. Die Strecke beträgt 115 km, wobei der Bus eine Reichweite von 320 km hat. Der Bus wurde zweimal am Tag und während der Nacht mit 2 × 40 kW mit Ökostrom geladen. Bereits im April 2018 startete Flixbus mit zwei Batteriebussen ICe 12 des chinesischen Herstellers Yutong in Frankreich auf der Strecke Paris–Amiens.
Im Dezember 2019 gab es die Mitteilung, der Bus sei zu oft defekt gewesen und man fährt wieder klassisch: https://t3n.de/news/viele-ausfaelle-flixbus-1230807/

Die Kompensation von CO2 Ausstoß vermeidet ihn nicht, hilft aber an anderer Stelle CO 2 zu reduzieren. FlixBus schreibt dazu z.B. https://www.flixbus.de/unternehmen/umwelt

Im Bereich Reisebus ist die Firma Van Hool aktiv:
https://www.profi-werkstatt.net/de/news/elektromobilitaet-elektrischer-reisebus-von-van-hool-5456.html

Die ersten Busse werden grade Anfang 2021 ausgeliefert und man geht optimistisch von bis zu 500km Reichweite aus: https://www.busplaner.de/de/news/elektromobilitaet-e-mobilitaet_erster-elektrischer-van-hool-reisebus-die-usa-verschifft-58648.html

Da Batteriebusse derzeit noch keine sehr großen Reichweiten haben, gibt es diese kaum als Reisebusse. Für den regionalen Reisebusverkehr (z.B. Städtetouren, Touren an Rhein, Mosel, Nordessküste etc.) ist m.E. auch der Wasserstoff als Reichweitenvergrößerung (Range Extender) gut denkbar. Hier schreitet die Entwicklung derzeit voran: https://www.electrive.net/2020/03/31/sweg-wird-ersten-ecitaro-mit-bz-range-extender-erhalten/

https://www.cleanthinking.de/giantleap-brennstoffzelle-als-range-extender-fuer-busse/