Radverkehr in Düren 19. Oktober 2019 | georg.schmitz U.a. durch unsere Arbeit, hat das Thema Radverkehr in Düren neue Bedeutung bekommen. Wir dokumentieren hier das „Forum Politik“ zum Thema, sowie anschließend eine Stellungnahmen zur Fortschreibung des Lärmaktionsplanes und zum Pendelverkehr. Alle drei Texte sind Presseinformationen der Bürgerinitiative ProRad Düren, welche wir gerne veröffentlichen. Pressemitteilung von ProRad Düren zum Forum Politik am 30.09.2019 Am 30. September lud das Forum Politik der Ev. Gemeinde zu Düren gemeinsam mit der Bürgerinitiative ProRad Düren zum Thema Die Rolle des Radverkehrs in der kommunalen Verkehrswende ein. Knapp 100 interessierte Menschen aus Düren und Umgebung waren gekommen, um den Vortrag von Thorsten Koska vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie zu hören. Im Verlauf der danach folgenden Diskussionsrunde brachten viele Bürger ihre Erfahrungen als Radfahrer in Düren ein. Einige wandten sich mit konkreten Vorschlägen und Wünschen an die Diskussionsteilnehmer. Neben Thorsten Koska standen der Radverkehrsexperte Sjors van Duren, Rob Maris von ProRad und – als Vertreter der Fraktionen – Verena Schloemer (Grüne), Dagmar Nietan (SPD) sowie Hermann Josef Geuenich (CDU) Rede und Antwort. Aus den Wortbeiträgen der Besucher wurde deutlich, dass viele sich in Düren aufgrund der mangelhaften Radinfrastruktur auf dem Fahrrad nicht sicher fühlen. Insbesondere für Kinder oder ältere Menschen ist das ein Problem. Ein Vater schilderte seine Bedenken, seine Kinder alleine mit dem Fahrrad durch Düren fahren zu lassen. Die fehlende Trennung vom motorisierten Verkehr führe dazu, dass er seinen Kindern das nicht erlaube. Im Verlauf der Diskussion kristallisierte sich heraus, dass nicht nur die mangelnde Sicherheit, sondern auch die schlechte Qualität der Wege, die für Radfahrer vorgesehen sind, dazu führt, dass das Fahrrad nicht den ihm zustehenden Stellenwert bekommt. Eine Besucherin kritisierte diesen Punkt mit deutlichen Worten und beschrieb, dass sie gelegentlich die Befürchtung habe, dass ihr angesichts der vielen Unebenheiten (insbesondere Gullys), die sich auf vielen der in Düren vorherrschenden Schutzstreifen befinden, „die Zähne rausfallen“, wenn sie mit ihrem Rad darüberfährt. Solche negativen Erlebnisse führen leider dazu, dass das Fahrrad noch immer nicht als echte Alternative zum Auto wahrgenommen wird. Die drei Diskussionsteilnehmer der Dürener Fraktionen beteuerten übereinstimmend, dass sie den Radverkehr in Düren fördern und eine Erhöhung des Radverkehrsanteils erreichen möchten. Dafür müssen sich alle Verantwortlichen mächtig ins Zeug legen, denn der niederländische Radverkehrsexperte Sjors van Duren stellte in seinen Abschlussworten fest: „Düren ist, was die Radinfrastruktur betrifft, wie Amsterdam in den 1970ern.“ Im Anschluss an die Diskussionsrunde präsentierte der gebürtige Niederländer Rob Maris von ProRad in einem zweiten Vortrag konkrete Vorschläge der Bürgerinitiative. Dabei ging es einerseits um die Schaffung von Radialverbindungen für den Radverkehr auf wenig befahrenen Nebenstraßen, die sich teils mit wenig Aufwand und kurzfristig umsetzen lassen. Zum Anderen beinhaltete der Vortrag aber auch eine visionäre Idee für einen Einbahnstraßenring rund um die Dürener Innenstadt. Dadurch würde erreicht, dass Fahrspuren entfallen können und dadurch Platz für den Radverkehr entsteht, der auf einem Zweirichtungsradweg rund um die Dürener City geführt werden könnte. Doch nicht nur der Radverkehr würde profitieren: ProRad ist überzeugt, dass die Idee eines Innenstadtringes Düren einen großen Schritt in Richtung einer menschengerechten und lebenswerten Stadt ermöglichen würde. Und nun noch die Stellungnahme zur Fortschreibung des Lärmaktionsplanes: Sehr geehrte Frau…,mit o.g. Schreiben bitten Sie den VCD Aachen – Düren um dessen Stellungnahme/Planungsbeitrag zur Lärmaktionsplanung der Stadt Düren. Der VCD Aachen – Düren und die Arbeitsgemeinschaft ProRad Düren haben sich entschlossen, folgende gemeinsame Stellungnahme abzugeben:Lt. Lärmaktionsplan Stufe 3 haben sich die Anzahl der lärmbelasteten Wohnungen und der darin lebenden Menschen gegenüber der 2. Lärmkartierung reduziert. Dies wird in erster Linie auf den Einsatz von Lärmoptimiertem Asphalt auf verschiedenen betroffenen Straßen zurückgeführt, aber auch auf den Bau von Umgehungsstraßen und einzelne städtebauliche Maßnahmen. Im Lärmaktionsplan wird eingeräumt, dass die bisherigen Maßnahmen zwar in einzelnen Abschnitten zu einer Lärmreduzierung führen, aber nicht oder nur sehr langfristig auf alle Überschreitungsbereiche ausgedehnt werden können. Die Stadt Düren möchte durch die Förderung des Umweltverbundes den motorisierten Verkehr insgesamt reduzieren, weil dies nicht nur der Lärmreduzierung, sondern auch der Reduzierung von Luftschadstoffen und dem Klimaschutz dient. Besondere Schwerpunkte sollen dabei die Stärkung des Fuß- und Fahrradverkehrs sein. Der Lärmaktionsplan verweist in diesem Zusammenhang auch auf das Klimaschutzteilkonzept Mobilität aus 2014/2015. Bei diesem Punkt möchten wir ansetzen. Im Klimaschutzteilkonzept Mobilität wurden u.a. verschiedene Maßnahmen aufgeführt, die den Radverkehr stärken und die Stadt für Fußgänger deutlich attraktiver machen würden, z.B. … … wird in dem Konzept Folgendes festgestellt: „… die Radfahrstreifen und Schutzstreifen (die in Düren aufgrund der Breitstrichmarkierung teils noch als Mehrzweckstreifen zu werten sind) …“ liegen „… lediglich im Bereich der in der ERA vorgesehenen Mindestmaße oder sogar darunter … Da diese Markierungen insbesondere an den Hauptverkehrsstraßen mit den entsprechend hohen Verkehrsmengen und einer sehr hohen Verkehrsdichte vorhanden sind, wird dies von den Radfahrenden subjektiv sicherlich negativ wahrgenommen werden. Ein solches negatives Empfinden kann im Ergebnis der entscheidende Grund sein, warum viele Menschen in Düren die Fahrradnutzung nicht „wagen“. Der angesprochene Effekt kann u.a. noch dadurch verstärkt werden, dass in Düren häufig illegal auf Schutzstreifen gehalten und geparkt wird. An stark befahrenen Straßen ist dies für unsichere Radfahrer ein echtes Problem, für alle anderen ein Stress- und „Nerv“-faktor.“… beinhaltet das Konzept beinhaltet die Vision, dass bei einer entsprechenden Abnahme der Pkw-Verkehrsmengen formuliert werden könnte, dass alle zweiten Fahrstreifen zu einer Umweltspur umfunktioniert werden. Es gibt auch einen präzisen Vorschlag für eine entsprechende Formulierung: „Überall wo die befahrbare Breite mehr als eine Kernfahrbahnbreite beträgt, wird der zusätzliche Raum in eine Radverkehrsanlage umgewidmet. Erreicht der zusätzliche Raum die für eine Umweltspur erforderliche Breite, so wird diese eingerichtet.“… wurde in dem Konzept die Reduzierung der Fläche für ruhenden und fahrenden Autoverkehr als Ziel definiert. Nicht nur dem Klimaschutzteilkonzept, sondern auch der Berichterstattung in der örtlichen Presse und persönlichen Gesprächen entnehmen wir, dass die Stadt Düren erkannt hat, dass die derzeit vorhandenen Radverkehrsanlagen nicht geeignet sind, mehr Menschen aufs Fahrrad zu bringen. Nur wenn die Menschen eine attraktive Radinfrastruktur vorfinden, bei der sie sicher und auch schnell vorankommen können, wird sie das zu einem Umstieg aufs Rad veranlassen. Aus unserer Sicht ist es unbefriedigend, dass die oben genannten Punkte aus dem Klimaschutzteilkonzept bei der Verkehrsplanung in Düren bisher keine Berücksichtigung gefunden haben, obwohl ein gestärkter Rad- und Fußverkehr nicht nur dem Klimaschutz dient und für eine lebenswertere Stadt sorgt, sondern auch den Zielen des Lärmaktionsplans Rechnung trägt. Wir gehen davon aus, dass sowohl das Klimaschutzteilkonzept als auch der Lärmaktionsplan unter erheblichem Arbeitsaufwand verfasst wurden und deren Erstellung hohe Kosten verursacht haben. Im Interesse der in Düren lebenden Menschen und des Klimas reicht es nicht aus, gewonnene Erkenntnisse und getroffene Beschlüsse zu Papier zu bringen. Sie müssen auch umgesetzt werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Stadt Düren mit den im Klimaschutzteilkonzept Mobilität und im Lärmaktionsplan beschriebenen Maßnahmen schon auf dem richtigen Weg ist. Es mangelt an der praktischen Umsetzung. Wir fordern die Stadt Düren deshalb auf, die vor rund fünf Jahren erarbeiteten Maßnahmen aus dem Klimaschutzteilkonzept Mobilität zeitnah umzusetzen. Außerdem müssen die im Lärmaktionsplan beschriebenen Maßnahmen kontinuierlich fortgeführt werden. Insgesamt muss die Förderung des Umweltverbundes schneller vorangetrieben werden, damit kurzfristig eine deutliche Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs erreicht werden kann. Mit freundlichen Grüßen Imke Grenzdörfer, Tanja Malchow Pressemitteilung von ProRad Düren anlässlich der gestiegenen Anzahl der Berufspendler im Kreis Düren In einem Artikel in der Dürener Zeitung vom 16.10.2019 („69.000 Berufspendler im Kreis Düren“) wurde berichtet, dass die Zahl der Berufspendler im Kreis Düren einen neuen Höchststand erreichthat und rund 69.000 Menschen auf dem Weg zur Arbeit regelmäßig die Kreisgrenzen verlassen. Strecken von 50 Kilometern und mehr bis zum Arbeitsplatz seien dabei gang und gäbe. Um verstopfte Straßen und negative Auswirkungen aufs Klima zu vermeiden, wird es deshalb immerwichtiger, dafür zu sorgen, dass Pendler gute, sichere und komfortable Möglichkeiten vorfinden, um den Weg zum Arbeitsplatz nicht mit dem eigenen Kraftfahrzeug zurücklegen zu müssen. In einem Artikel der Dürener Zeitung vom 05.09.2019 („Die Radoffensive in Düren stockt“) wurde deutlich, dass sich die Politik in Düren bereits seit Längerem mit der Frage beschäftigt, wie mehr Menschen dazu bewegt werden können, vom Auto aufs Rad oder öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.Dabei ist man in Düren eigentlich schon auf dem richtigen Weg. Das zeigen die Einführung des City- Tickets XL für Fahrten mit Bus und Bahn im Dürener Stadtgebiet, der geplante Bau des neuen Fahrradparkhauses und die Aktion „Stadtradeln“ mit 351 Teilnehmern, über die die Dürener Zeitung vor einiger Zeit ebenfalls berichtete. Rob Maris von der Bürgerinitiative ProRad berichtet allerdings Folgendes: „Wir hören immer wieder, dass die schlechte Radinfrastruktur Menschen davon abhält, Wege in die Stadt oder zum Bahnhof mit dem Fahrrad zurückzulegen. Besonders im Berufsverkehr fühlen sich Pendler, die den Weg zur Arbeit mit dem Rad zurücklegen, insbesondere auf den Schutzstreifen, die in Düren vielfach auch an breiten, viel befahrenen Straßen markiert sind, nicht sicher. Der Wunsch der meisten Radfahrer ist es, getrennt vom motorisierten Verkehr unterwegs sein zu können. Natürlich wäre es möglich, statt der Hauptverkehrsstraßen Nebenstrecken zu nutzen. Allerdings geht es Radfahrern auf dem Weg zur Arbeit nicht anders als Autofahrern: Sie möchten den Weg in möglichst kurzer Zeit zurücklegen und nicht durch Umwege aufgehalten werden. Hinzu kommt der schlechte Zustand vieler Nebenrouten, die z.B. mit Pfützen oder nicht asphaltierten Passagen dafür sorgen, dass der Zustand der Kleidung des Radfahrers zumindest für einen Tag im Büro nicht mehr wirklich geeignet ist“. Tanja Malchow von ProRad ergänzt: „Aufgrund der flachen Topographie Dürens bietet sich das Fahrrad als Verkehrsmittel geradezu an. Unsere Erfahrung zeigt, dass man innerhalb Dürens mit dem Rad nicht zwangsläufig länger unterwegs ist als mit dem Auto –im Gegenteil. Manche Wege legt man mit dem Rad sogar schneller zurück. Und die Zeit für die Parkplatzsuche und auch Parkgebühren entfallen“. In dem Zeitungsartikel vom 05.09.2019 wurde u.a. über die Gründe berichtet, warum Radinfrastrukturmaßnahmen nicht so schnell umsetzbar sind, wie es wünschenswert wäre. Fehlendes Personal im zuständigen Fachamt kann aus Sicht von ProRad allerdings kein Kriterium sein, dringend notwendige Maßnahmen zu planen und umzusetzen. Dieser Mangel kann durch die Hinzuziehung externer Fachleute behoben werden. An den dafür notwenigen finanziellen Mitteln mangelt es der Stadt Düren zurzeit nicht. Bezüglich der Einrichtung von Fahrradstraßen wurde in dem Zeitungsartikel die Aussage des Tiefbauamtes wiedergegeben, wonach diese nur dann in Frage kommen, wenn der Radverkehr dominierend ist. Diese Aussage ist nur bedingt richtig. Lt. der aktuell geltenden Verwaltungsvorschrift zur StVO kommen Fahrradstraßen dann in Betracht, wenn der Radverkehr die vorherrschende Verkehrsart ist oder dies alsbald zu erwarten ist. Tanja Malchow: „Hier stellt sich also dieselbe Frage wie bei Huhn und Ei. Was war zuerst da? Übertragen auf den Radverkehr ist davon auszugehen, dass deutlich mehr Radfahrer auf Dürens Straßen unterwegs sein werden, wenn die Infrastruktur ein sicheres und komfortables Radeln ermöglicht.“Inzwischen hat ein Rechtsgutachten des ADFC zum „Gute-Straßen-für-alle-Gesetz“ zu der Forderung nach einer Änderung der diesbezüglichen Regelung der Verwaltungsvorschrift geführt: Fahrradstraßen sollen auf Hauptverbindungen des Radverkehrs in Betracht kommen und auch aufAlternativrouten zu stark befahrenen Hauptverbindungen eingerichtet werden können. Es ist zu hoffen, dass sich eine entsprechende Änderung der Verwaltungsvorschrift durchsetzt und die Einrichtung von Fahrradstraßen erleichtert wird. Den Beschluss des Dürener Stadtrates, an der Veldener Straße einen Pilotversuch mit einer „Protected Bike-Lane“ zu starten, begrüßt ProRad ausdrücklich. Mit Pollern oder ähnlichenElementen physikalisch getrennte Wege für Radfahrer sind schneller zu realisieren als bauliche Radwege. Jens Veith von ProRad: „Protected Bike-Lanes sorgen dafür, dass Radfahrer zwar im Blickfeld der Autofahrer bleiben, aber trotzdem vom Autoverkehr separiert unterwegs sein können“. Bei der Aktion Stadtradeln ging es darum, für den Klimaschutz, die Radverkehrsförderung und ein lebenswerteres Düren in die Pedale zu treten. Wenn es der Stadt Düren mit Klimaschutz und Radverkehrsförderung ebenso ernst ist wie den Teilnehmenden, darf das Engagement der Stadt nicht mit dem Abschluss des Stadtradelns enden. Es bedarf konkreter Maßnahmen zur Verbesserung der Radinfrastruktur entsprechend der aktuellen Anforderungen. Zur Verbesserung der Situation der Pendler und aller Menschen, die das Fahrrad schon jetzt gerne für ihre Wege in Düren nutzen oder in Zukunft nutzen möchten. Nur so wird man mehr Dürener zum Umstieg aufs Rad bewegen.