Kriminalität in Langerwehe: Fakten

In Langerwehe ist man sehr auf Sicherheit bedacht: Im Schulzentrum hängen Videokameras die aufzeichnen, man plant die Skateranlage ebenfalls zu überwachen und es gibt mit der „Ordnungspartnerschaft“ einen runden Tisch, der sich eigens um das Thema Jugendkriminalität kümmert. Selbst im Wald hängen wir Kameras auf.

Nun wurden für den Kreis Düren die Zahlen zur Kriminalitätsentwicklung bekannt gegeben und mir wurden, wie in den letzten Jahren regelmässig, die genauen Zahlen der Kriminalitätsentwicklung für Langerwehe zugestellt. Im Folgenden einige Fakten.

Vorab der Hinweis: Es handelt sich um eine Polizeiliche Kriminalitätsstatistik (PKS), hier sind alleine „Verdächtige“ enthalten. Die Statistik gibt keinerlei Aussagen über die Verurteilungen oder Verfahrenseinstellungen am Ende, sie ist also keine echte Kriminalitätsstatistik, sondern eine polizeiliche Statistik. Man muss das verstehen und sauber beachten.

Zur Einführung: Im Kreis Düren (dazu die Meldung bei der DZ) ist die Kriminalität gestiegen. In Langerwehe nicht. Hier ist sie gesunken, sowohl bei Jugendlichen als auch insgesamt. Wenn also u.a. der Bürgermeister über die „Kriminalität von Jugendlichen“ spricht, ist es mir ein Rätsel, welche er meint. Die genauen Zahlen im folgenden machen hoffentlich deutlich, dass in Langerwehe erheblich aufgebauscht wird.

Kriminalität insgesamt

Erst Daten zum Vergleich: 2007 hatten wir in Langerwehe insgesamt 604 bekannt gewordene Taten, im Jahr 2008 ist die Zahl auf 596 gesunken, das ist ein Minus von 1,32 Prozent. Den Großteil hierunter macht der Diebstahl mit 265 Fällen aus. Die Sachbeschädigung weist 77 Taten vor, genauso wie Rohheitsdelikte. Diese Verteilung entspricht in etwa dem üblichen Durchschnitt und ist nichts besonderes.

Interessant ist, dass wir auch spezielle Delikte in Langerwehe vorfinden, so etwa Computerkriminalität (13), Rauschgiftkriminalität (16) und Straßenkriminalität mit 172 Taten.

Alles in allem finde ich in der Gesamtbetrachtung nichts besonderes, bei ca. 14.000 Einwohnern komme ich auf eine Häufigkeitszahl (Statistischer Vergleichswert der Verbrechen pro 100.000 Einwohner) in Langerwehe von etwa 4.400. Zum Vergleich: Landesweit lag er 2008 bei 8075, das heisst wir liegen um 50% unter dem Landesdurchschnitt, oder umgangssprachlich „In Langerwehe ist man nur halb so kriminell wie im Land NRW insgesamt“. Das kann sich sehen lassen und sollte offen transportiert werden, auch wenn man mit solchen Zahlen nicht durch Angst im Wahlkampf punkten kann. Für das Image unserer ländlichen Gemeinde ist es ein wichtiger Wert, der deutlich macht: In Langerwehe lebt man friedlich und sicher.

Jugendkriminalität

Die in Langerwehe aufgebauschte Jugendkriminalität betrachte ich noch einmal einzeln. Im Jahr 2007 gab es 90 Tatverdächtige unter 21 insgesamt, davon 82 männlich und 8 weiblich. 2008 waren es nur noch 80 Tatverdächtige, davon 67 männlich und 13 weiblich. Insgesamt ist also erstmal ein Rückgang der Tatverdächtigen im Bereich Jugendkriminalität um ca. 11% zu verzeichnen.

Im gleichen Zeitraum traf sich der runde Tisch zur Ordnungspartnerschaft und es wurde heiss diskutiert, die Kameraüberwachung dringend auf den Skaterpark auszudehnen. Grund: Die Jugendkriminalität, die insgesamt auf eine Art dargestellt wurde, die weder zu meinen persönlichen Erfahrungen, noch zur Statistik passen. Ich sehe die Befürworter bereits jetzt in Erklärungsnot.

Das wird bei einer tiefer gehenden Betrachtung nicht besser: So wurde u.a. betont, dass es regelmässig „Auseinandersetzungen“ geben würde am Skaterpark. Von „Platzwunden“ und „Verletzten die im JiL versorgt werden müssen“ war die Rede. Der Blick in die Statistik zeigt: 2008 gab es insgesamt 47 Tatverdächtige im Bereich Körperverletzung (bei 54 Vorfällen in Langerwehe insgesamt), davon waren ganze 11 im Altersbereich bis 21, von denen wiederum 2 unter 14 (also nicht strafmündig waren). Es bleiben also 9 relevante Tatverdächtige, was den Eindruck ständiger Schlägereien doch erheblich verringert; insbesondere, da erklärt wurde, an der Skateranlage würden sich im Sommer pro Abend bis zu 100 Jugendliche treffen. Bei einer solchen Ansammlung ist diese Zahl doch ein äußerst guter Wert.

An der Stelle ein Rechenbeispiel: Würde man wegen der Körperverletzungen eine Kamera für den Skaterpark anschaffen, die laut meinen Informationen etwa 10.000 Euro kosten würde, würde man dies wegen 9 Tatverdächtiger tun. Rechnerisch gibt die Gemeinde also liber ca. 1100 Euro pro Tatverdächtigem aus, als Geld in die anderen 91 Jugendlichen zu investieren, die sich nach eigener Auskunft der Gemeinde abendlich im Sommer an der Anlage treffen. Auch eine Form von Jugendpolitik – sicherlich nicht meine.

Beim Diebstahl – dem Jugenddelikt neben der Körperverletzung schlechthin – gab es in Langerwehe 46 Tatverdächtige, davon 20 unter 21, von denen wiederum 7 unter 14 Jahren waren. Wieder: Keine signifikanten Werte, ganz im Gegenteil – mit Blick auf das Schulzentrum Langerwehe mit der Gesamtschule, also vielen Jugendlichen vor Ort, eher unterdurchschnittliche Werte.

Ich komme zu dem Grund, wegen dem nach meinem Eindruck vor allem nach Kameras gerufen wurde: Sachbeschädigung durch Graffiti erbrachte in Langerwehe ganze 2 Tatverdächtige, davon 1 unter 21. Hier wird man anmerken können, dass Tatverdächtige nicht gleich Taten sind, was auch stimmt: In Langerwehe gab es 2008 ganze 3 Graffiti-Vorfälle. Ich glaube der Begriff Schmierereien wurde beim letzten Treffen der Ordnungspartnerschaft alleine 7 Mal in irgendeiner Form erwähnt (Äußerungen mir gegenüber mitgezählt), also schon 4 Mal mehr erwähnt als überhaupt vorgekommen. „Aufbauschen“ ist ein Begriff, der spätestens jetzt nicht mehr fehl am Platze ist.

Die Sachbeschädigung insgesamt liegt bei 77 Taten auf dem Vorjahresniveau; Dabei gab es 27 tatverdächtige, von denen 9 unter 21 Jahren wahren und von denen wiederum 2 unter 14. Ebenfalls nichts signifikantes bei den bisher genannten Faktoren zu unserer Bevölkerungsstruktur.

Fazit

Ich habe bisher davor gewarnt und sehe mich inzwischen erneut bestätigt: In Langerwehe gibt es natürlich eine Kriminalität wie überall auch, die aber ist weit unter dem Landesdurchschnitt und passt zu unserer ländlich/dörflichen Idylle. Gerade im Bereich Jugendkriminalität sehe ich ein Aufbauschen der vorhandenen Vorfälle, und dies ohne dass man berücksichtigt, dass wir mit dem Schulzentrum ohnehin eine sehr hohe Anzahl von Jugendlichen im Dorf haben, was die sehr niedrigen zahlen nochmals erheblich relativiert.

Auch ist keine Tendenz festzustellen, dass wir zu mehr Kriminalität neigen: Das Gegenteil ist eindeutig der Fall. Die angebrachten Kameras haben, jedenfalls in der Statistik, im Bereich Sachbeschädigung keinerlei Veränderung gebracht. Auch geben weder die Erfahrung vor Ort, noch die Statistik, einen Grund anzunehmen, dass sich die Kriminalität besonders verändert hat, seit die Skateranlage aufgebaut ist. Inwiefern es klug ist, an einem jugendlichen Treffpunkt, der zur Zeit kein Brennpunkt ist und aktiv genutzt wird, durch eine Kamera die Jugendlichen zu beeinflussen zeigt sich noch.

Insgesamt sollte aber in Zukunft davon abgesehen werden, von einer „Jugendkriminalität“ zu sprechen oder gar den Eindruck „ständiger Schlägereien“ zu erwecken, wie es jedenfalls bei mir geschehen ist.
Stattdessen gilt es besonnen zu sein und jungen Menschen Fehler zuzugestehen, ohne gleich großstadtähnliche Verhältnisse zu erkennen oder direkt mit der strafrechtlichen Keule zu drohen.

Im übrigen wäre es schön, wenn die Verantwortlichen sich die genauen Zahlen besorgen und anhand der Zahlen argumentieren. Nicht anhand fragwürdiger subjektiver Einschätzungen, die wahrscheinlich auch noch auf Momentaufnahmen persönlicher Besucher basieren. Das tut nicht nur dem guten Image unseres Dorfes gut, sondern wird den Menschen vor Ort auch mehr gerecht.

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