Ein neues Kohlekraftwerk braucht niemand – außer RWE und Peter Münstermann

Zur Presseberichterstattung der Dürener Zeitung vom 17.07.2015 erklärt der Bundestagsabgeordnete Oliver Krischer: „Peter Münstermann will ein neues Braunkohlekraftwerk. Da könnte man einmal kurz den Kopf schütteln und sich sagen: Na ja, der Mann ist RWE-Betriebsrat, will aussichtslos für die SPD Landrat im Kreis Düren werden und von Kohlekraftwerken träumen diese Jungs halt. Dann könnte man sich anderen wichtigen Dingen widmen, die etwas mit Realität und Zukunft zu tun haben. Das Traurige nur: Das sind nicht die Träumereien eines RWE-Sozialdemokraten, sondern RWE plant tatsächlich in Niederaußem ein neues Kohlekraftwerk. Kein Scherz. Mit Millionenaufwand treibt RWE das Genehmigungsverfahren für ein Kraftwerk namens „BoAplus“ voran. Und das, wo Konzernchef Terium offen zugibt schon so pleite zu sein, dass die Verpflichtungen für den Rückbau Atomkraftwerke und die Ewigkeitslasten der Braunkohle derzeit nicht bedient werden können und Untergangsszenarien angesichts einer minimalen Kohleabgabe an die Wand malt.

Ein neues Kohlekraftwerk plant in Deutschland niemand außer RWE, ganz einfach weil niemand es braucht. Deutschland hat riesige Überkapazitäten bei fossilen Kraftwerken. Hochmoderne flexible und klimafreundliche Gaskraftwerke wie das von Statkraft in Hürth stehen deshalb still. Deswegen müssten viel mehr von den 40 Jahre alten Braunkohleblöcken als jetzt geplant stillgelegt werden. Alle, die in den letzten 10 Jahren neue Kohlekraftwerke gebaut haben, haben das mit Millionenverlusten bitter bezahlt. Stadtwerke, die sich am RWE-Kraftwerk in Hamm beteiligt haben, dessen einer Block möglicherweise als Bauruine endet, müssen Medienberichten zufolge den Totalausfall ihrer Beteiligung rechnen. Das gibt es sonst nur bei Beteiligungen an dubiosen Briefkastenfirmen. All das ficht RWE nicht an, RWE plant BoAplus.

Die Milliarden Braunkohle-Subventionen, die die Große Koalition in Berlin jetzt an RWE überweisen wird, versenkt der Konzern wahrscheinlich in BoAplus. Das verhindert den nötigen Strukturwandel.

Triumph-Adler, ein Markenname, den meine Kinder noch nie gehört haben, war vor kaum einem Vierteljahrhundert noch Weltmarktführer für Schreibmaschinen. Als die PCs aufkommen und man ahnte, dass die Schreibmaschinen vielleicht bald nicht mehr der Zukunftshit sein würden, plante Triumph-Adler neue Fertigungskapazitäten für Schreibmaschinen. RWE plant ein Kohlekraftwerk. Dass das den Klimaschutzzielen zuwiderläuft und auch nicht zum absehbaren Ende der Tagebaue passt, ist selbstredend. Aber das hat RWE ja noch nie interessiert. Meine Enkel werden mit dem Firmennamen RWE nichts mehr anfangen können, das scheint inzwischen sicher. Aber sie werden sich mit Atommüll und gigantischen Restlöchern und Braunkohleewigkeitslasten herumschlagen müssen. Was sie dann über unsere Zeit sagen werden, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass die, die neue Kohlekraftwerke für ein Zukunftsmodell halten, keine Wahl als Landrat für den Kreis Düren sind.“

Link: http://www.aachener-zeitung.de/lokales/kreis-dueren/braunkohle-muenstermann-fordert-ein-neues-kraftwerk-1.1136794

 

Ergänzend dazu noch folgende Info, eine Pressemitteilkung der Regionalratzsfraktion schon aus dem Juli 2013:

Regionalplanänderung zugunsten von  BoAplus: GRÜNE gegen einen Dinosaurier im neuen Gewand.

Zur heutigen Entscheidung des Regionalrates Köln, den Regionalplan für ein mögliches neues Braunkohlenkraftwerk in Niederaußem zu ändern, nimmt die GRÜNE Regionalratsfraktion wie folgt kritisch Stellung: Als bereits jetzt nicht zukunftsträchtig und nach wie vor klimaschädlich, so stufen die GRÜNEN im Regionalrat Köln das am Standort Niederaußem geplante Braunkohlenkraftwerk BoAplus ein. “ Auch wenn uns RWE Power glauben machen möchte“, so Rolf Beu, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN Regionalratsfraktion und gleichzeitig auch Mitglied im Landtag NRW, „dass der Neubau von BoAplus zu Verbesserungen der CO2-Bilanz im Rheinischen Revier und zu einer geringeren Schadstoff-Belastung der umliegenden Bevölkerung führt, so ändert das nichts an der Tatsache, dass Braunkohlekraftwerke auch weiterhin die schädlichste Form der Energieerzeugung darstellen und dreimal so viel CO2 pro erzeugter Kilowattstunde ausstoßen wie ein modernes Gaskraftwerk“. „Sie setzen darüber hinaus“, so Beu weiter, „große Mengen Schadstoffe wie Schwermetalle, Feinstäube, Stickoxide und gefährliche Chlorverbindungen frei“. „Die Kohle für BoAplus wird“, so seine Regionalratskollegin Gudrun Zentis, Braunkohlenexpertin der GRÜNEN Landtagsfraktion NRW, „aus den Tagebauen der Region gefördert „und die Probleme in Hinblick auf eine großflächige Zerstörung von Natur und Landschaft sind hinreichend bekannt“. „Mit dem Bau dieses Kraftwerkes, welches erst im Jahre 2020 ans Netz gehen soll“, so Zentis weiter, „werden Sachzwänge geschaffen, die einen weiteren Aufschluss von Tagebauen über die bisherige längste Laufzeitgenehmigung bis 2045 hinweg erfordern, denn es ist natürlich zu erwarten, dass RWE Power sein neues Kraftwerk mit einer Mindestlaufzeit von 40 Jahren fahren möchte“. „BoAplus ist also weitestgehend für eine Zeit geplant, so die beiden GRÜNEN, in der gemäß den Klimaschutzzielen längst keine CO2-Emissionen aus dem Energiesektor mehr in diesem Umfang möglich sind und der Anteil Erneuerbarer Energien so hoch ist, dass ein rentabler Betrieb im zukünftigen Stromabsatzmarkt eher unwahrscheinlich sein wird“. „BoAplus ist das letzte verbleibende Kohlekraftwerk welches, obgleich nicht nur Klima- und Umweltschädlich sondern auch  energiepolitisch alle Landespläne konterkarierend noch ans Netz gehen soll“, so die beiden GRÜNEN Politiker abschließend, „wir stehen allen neuen Formen der Energiegewinnung und auch Speicherung durchaus aufgeschlossen gegenüber, aber dem Neubau eines energiepolitischen Dinosauriers wollten wir nicht zustimmen“.