Bürgerbegehen gegen Radvorrangroute – Auto, Auto, über alles.

Joerg Farys

CDU blockiert Sicherheit auf Dürens Straßen
Wir sagen Ja zur sicheren Radvorrangroute!

Sicherheit für alle – das ist unser Ziel. Die neue Radvorrangroute bietet genau das: Eine sichere, attraktive und saubere Alternative für alle Radfahrer in Düren, vor allem für Kinder, Ältere und Berufspendler.

Die Opposition will keine Radvorrangrouten (RVR) – selbst wenn diese – wie bei der ersten Route nach Lendersdorf/Kufferath – keine nennenswerten Nachteile für andere Verkehrsteilnehmer bringt.
Das hat man bei den Abstimmungen in Ausschüssen und Stadtrat schon gesehen. Die CDU kann die Abstimmungsniederlagen der letzten Jahre aber wohl nicht verkraften und startete nun im Oktober ein Bürgerbegehren dagegen, dass die Stadt eine Route komfortabel machen will. Mit dem Bürgerbegehren will sie erreichen, dass diese – und später andere Routen – nicht kommen. Offiziell starten ein Bürgerbegehren natürlich Privatpersonen, aber die sind eben CDU Stadträte.
Wir befürchten, dass es an den Haustüren und Infoständen Infos nur sehr einseitig gibt und bitten alle Bürger*innen deshalb, sich die Unterschrift sehr genau zu überlegen und weitere Informationen zu nutzen.

Zur Erinnerung: Die Stadt hat diese Route nach Lendersdorf als erste Route ausgewählt, weil dort keine großen Veränderungen für den PKW-Verkehr geplant sind.  Erklärtes Ziel der Vorrangrouten: die Attraktivität des Radverkehrs zu steigern und mehr Menschen zum Umstieg vom Auto aufs Rad zu bewegen.
Mit der Route 2 können wir Erfahrungen sammeln und den Bürger*innen zeigen, wie gut eine Fahrradstraße funktionieren kann. Hier findet ihr die Sitzungsunterlagen (mit Präsentation).  
Der Beitrag der Dürener Zeitung stellt die Route gut vor.

Die CDU schreibt nun: „….Vielmehr birgt diese Form der Ausgestaltung auch zahlreiche Risiken für den Radverkehr und zusätzliche Belastungen und Einschränkungen für die betroffenen Anlieger und die Landwirtschaft“. 

Welche Risiken für den Radverkehr eine Fahrradstraße bringen soll, bleibt wohl Geheimnis der CDU. Denn die erwähnten „Hubbel“ sind ganz sicher keine Gefahr. Sonst hätten nicht nur die Experten von Verwaltung und Planungsbüro, sondern auch die Verkehrsverbände diese nicht begrüßt. Hubbel gegen zu hohe Geschwindigkeiten des motorisierten Verkehrs, die außen von Radfahrenden „umfahren“ werden können, sind weit verbreiteter Standard. Auch heute hat die Dr.-Overhus-Allee und der Gerichtsweg schon „Hubbel“ (siehe Bild!)

Nun schauen wir uns einmal die weiteren „Argumente“ der CDU an.

Behauptung: Die Routenführung ist falsch.

Richtig ist: Die Routenführung wurde von einem renommierten Fachbüro unter Beteilung der Verwaltung, der Öffentlichkeit und der Gremien erarbeitet. In dem langen Verfahren wurde unter Beteiligung der CDU über all das diskutiert, was sie nun erneut anbringt und am Ende wurde aus gutem Grunde diese Route gewählt.
Ein wichtiger Grund, warum der Ruruferradweg die Rolle einer RVR nicht erfüllen kann:
Auf Radvorrangrouten soll man jederzeit, unabhängig von Dunkelheit oder Regen sicher und komfortabel fahren können. Man soll sauber am Ziel ankommen können und sich nicht durch Dunkelheit abschrecken lassen, das Rad zu nutzen. Wer will das vom Ruruferradweg behaupten? Dort ist aus Naturschutzgründen weder eine Asphaltierung noch Beleuchtung möglich und sinnvoll.
Die Beleuchtung macht neben einer komplett neuen Kreuzung mit Ampeln an der Renkerstraße auch einen großen Teil der Kosten für das Projekt aus. Die sichere Querung der Renkerstraße nahe der Kleingartenanlage wurde zuvor in Lendersdorf immer wieder gefordert.
300.000 Eigenanteil der Stadt für viele Kilometer Radvorrangroute sind da gut investiertes Geld.
Der kürzere Weg von der Dr-Overhus-Allee in die Ortsmitte von Lendersdorf wird übrigens als kommunale Ergänzungsroute hergestellt. Auf der auch heute schon gerne genutzten Verbindung über Samlandweg und Gerichtsweg kann man der RVR zukünftig gut in die Boisdorfer Siedlung, und die westlichen Teile des Ortes Lendersdorf kommen, sowie auch nach Berzbuir und Kufferath. Richtig ist lediglich, dass es derzeit noch keine Pläne der Gemeinde Kreuzau gibt, eine RVR in Lendesdorf am Richelnberg anzubinden. Aber wie die Bilder zeigen, gibt es die zweifelsfrei besten Rad – Verbindungen nach Kufferath sowie Richtung Kreuzau Bergheim und Langenbroich sowie Richtung Hürtgenwald-Horm an der Stadtgrenze bei Haus Welk.   

 

Behauptung: Auf der Dr. Overhues-Allee gehen die Gegner der Rad-Vorrang-Route mit Blick auf das Seniorenheim St. Nikolaus und die DTV-Sportanlagen von deutlich mehr Verkehr als die Verwaltung aus, „sodass Radfahrern nicht immer Vorrang gewährt werden könne“.
Richtig ist: Es gibt kaum eine Straße, die besser als Fahrradstraße geeignet wäre, denn diese ist eine Sackgasse und die Route ändert nichts an den heutigen Breiten. Das Parken bleibt erhalten!
Man müsste in Zukunft also nur das tun, was in §1 der STVO eh steht: Rücksicht nehmen.
Schon heute kann kein*e PKW Fahrer*in mit dem vorgeschrieben Abstand von 1,5 Metern ein Rad überholen und muss sich ggf. etwas gedulden.      

Am breit ausgebauten und übersichtlichen Samlandweg fordern sie den Erhalt der Stellplätze, „die von den Anwohnern im Zuge der Straßenausbaubeiträge mitfinanziert wurden und rege genutzt würden“.

Tatsache ist, dass am Samlandweg damals von den Anwohnern keine Bäume oder ausgewiesene Parkplätze gewünscht waren, damit der Ausbau möglichst günstig blieb. Man darf dort heute einfach auf der Fahrbahn parken – aber es besteht fast kein Bedarf, denn es gibt sehr große Grundstücke mit eigenen Stellplätzen. Selten stehen da mal mehr als 3-4 Fahrzeuge. In Zukunft sollen 8 Plätze markiert angeboten werden.  

Behauptung: Der Gerichtsweg dürfe nicht gesperrt werden, zumal er zwischen Samlandweg und Renkerstraße bereits heute nur für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben sei und die Landwirte den Gerichtsweg während der Ernte als Abstellfläche benötigten. Fakt ist, dass der Gerichtsweg regelmäßig illegal mit PKW befahren wird und die Belange der Landwirtschaft bei der praktischen Umsetzung berücksichtigt werden.

Zudem kritisieren die Initiatoren des Bürgerbegehrens am Gerichtsweg den geplanten Wegfall von Parkplätzen an den Nebeneingängen zum Friedhof, „die von älteren Menschen mit Gehhilfen und bei Beerdigungen rege genutzt würden“. Tatsche ist, dass am Haupteingang ein großer Parkplatz ist und am Nebeneingang auf der Fahrbahn schon heute nicht geparkt werden darf. Es wird also nichts „weggenommen“, sondern nur bisher verkehrswidriges Verhalten deutlich. Ist das seitens der CDU hier etwa der Aufruf zum Rechtsbruch?  
Es sollen aber im Bereich nahe des Nebeneingangs 2-3 offizielle Parkplätze ausgewiesen werden, die man dann endlich auch mit gutem Gewissen nutzen kann. Eine mögliche Fläche sieht man auf dem folgenden Bild.

Um der Stimmungsmache der CDU etwas entgegen zu setzen, haben wir seitens der Koalition eine Kurzfassung dieses Textes als Flugblatt verteilt (Download) Bei Fragen meldet euch gerne!

Als Titelbild finden Sie ein Bild von Jörg Farys von der Veranstaltung Kidical Mass in Berlin-Pankow.
Quelle: KIDICAL MASS / Jörg Farys – (über vcd.org)

Bild ganz unten: Quelle: VCD / Andreas Link (VCD und AKTIONfahrRAD rufen mit der Kampagne „FahrRad! Fürs Klima auf Tour“ bundesweit Schüler*innen dazu auf vom Elterntaxi auf das Fahrrad umzusteigen)
Erhalten über Pressestelle vcd.org

Nachfolgendes Statement eines Dürener Bürgers veröffentlichen wir gerne als Leserzuschrift. Es wird aufgezeigt, dass die Idee eines Bürgerbegehrens hier missbraucht wird.

Dieser Leserbrief wurde uns am 21.11. geschickt:

Als Alternative zu einer Radvorrangroute durch Lendersdorf wird in Leserbriefen zum wiederholten Mal der Rurufer-Radweg genannt. Sicherheit und Zumutbarkeit sprechen dagegen.

Für den Sonntagsausflug ist die Route gut – nicht jedoch für radelnde Berufspendler:innen und Schüler:innen.
Die Strecke an der Rur ist bei trockenem Wetter und bei Tageslicht gut und sicher zu befahren – für Menschen die das ganze Jahr täglich zur Arbeit fahren und morgens früh raus müssen, aber nicht!

Im Winter ist es morgens und abends stockdunkel. Bei Nässe sind Schuhe und Hose versaut, einen Räumdienst bei Schnee gibt es nicht.

Im Alltag wählen viele Menschen das Rad als Verkehrsmittel, aus verschiedenen Gründen, auch aus finanziellen.
Ich möchte die Leser auffordern sich bitte einmal in die Schuhe anderer Menschen zu stellen und die eigene Perspektive kurz zu verlassen. Eine schlechte und gefährliche Fahrradinfrastruktur schreckt Menschen ab, das Rad im Alltag regelmäßig zu nutzen – eine gute Infrastruktur lädt dazu ein.

Positive Effekte einer guten Radinfrastruktur:
• Verkehrsentlastung im Bereich des motorisierten Verkehrs
• Verminderung des Parkdrucks in der Stadt
• Verbesserung der Mobilität besonders auch für Einkommensschwache
• Schutz der Umwelt
• Prävention von Krankheiten die durch Bewegungsmangel verursacht werden

Herzkrankheiten, Fettleibigkeit, Diabetes, Depressionen, Demenz gehören laut WHO zu den Krankheiten die durch Bewegungsmangel verursacht werden (Global Status Report on Physical Activity 2022).
Laut WHO bewegen sich deutsche Jugendliche zu wenig: 88% der Mädchen, 80% der Jungen – erschreckend?!

Verbesserte Fahrradinfrastruktur bringt positive Entwicklungen in viele Bereiche des täglichen Lebens. Verantwortungsvolle vorausschauende Politik kann darauf nicht verzichten.

Claudia Veith