Schnelltestungen in den Schulen bei Wechselunterricht

Wie hoch ist das Infektionsrisiko für die Kinder bei Testungen in den Klassenräumen?

Ab Montag, dem 19.04.2021, wird in NRW in den weiterführenden Schulen der Wechselunterricht wieder aufgenommen. Verpflichtend für den Schulbesuch ist die Durchführung eines Schnelltests im Klassenzimmer vor Unterrichtsbeginn.

Art, Umfang und Zeitpunkt der vom Schulministerium getroffenen Maßnahmen sind sicherlich diskussionswürdig. Wichtiger für uns ist aktuell jedoch, die Besorgnis der Eltern im Hinblick auf das Infektionsrisiko ihrer Kinder während dieser Schnelltests ernst zu nehmen.

Mit Hilfe einer Anwendung des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation lässt sich das Risiko jedes einzelnen Kindes, sich in dieser Situation mit Covid-19 zu infizieren, abbilden: https://aerosol.ds.mpg.de/de/

Für die Durchführung der Schnelltestungen wird folgendes Beispiel-Szenario gewählt: Unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln sowie eines relativ kleinen (50 m²) frisch gelüfteten Raums nimmt die Gruppe in halber Klassenstärke (maximal 15 Kinder) für einen Zeitraum von maximal 2 Minuten (kleinster einstellbarer Wert im Programm) die Masken ab, um den 15-sekündigen Nasenabstrich vorzunehmen.

Wir stellen hier die Beispiele dar, wenn eine Schüler:in bzw. eine Lehrer:in infiziert ist:

Beispiel 1: Infizierte Schüler:in

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei einem infizierten Kind bei kurzfristiger Maskenfreiheit in der Klasse weitere anstecken, liegt für jedes einzelne unter 0,1 %. Für die gesamte Gruppe ergibt sich ein Wert für mindestens eine weitere angesteckte Person von 0,2 %. Diese Werte werden von den Autoren des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation als geringes Infektionsrisiko eingestuft. Für den Fall, dass in diesem Zeitraum eine infektiöse Lehrkraft ohne Maske vor der Klasse steht (um z.B. den Test auch durchzuführen), erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf 0,2 % pro einzelnem Kind bzw. auf 3 %, dass es in der Gruppe eine weitere Ansteckung gibt. Dies wird als mittleres Infektionsrisiko eingeordnet. Wir haben auch dieses Beispiel einmal dargestellt:

Beispiel 2: Infizierte Lehrer:in

Diese Aussagen beziehen sich auf die sogenannte „vereinfachte“ Ansicht innerhalb der App. Genauere Daten, vor allem auch unabhängig von den Testungen und unter Einbezug z.B. der Maskenqualität, können in einer erweiterten Ansicht dargestellt werden.

Für die Einordnung unserer heutigen Fragestellung beziehen wir uns auf die oben dargestellten Ergebnisse: Eine Testung im Klassenraum unter den beschriebenen Bedingungen erscheint aktuell vertretbar.

Weitere Maßnahmen für zusätzliche Sicherheit könnten die folgenden Punkte berücksichtigen:

  • versetzte Sitzplätze im Klassenraum vermindern eine direkte Aerosol- Exposition weiter
  • alternative Test-Szenarien außerhalb des Klassenraums und im Freien sollten zusätzlich diskutiert werden
  • es ist sinnvoll, dass die Lehrer:innen ihre eigenen Testungen nicht gemeinsam mit den Schüler:innen durchführen und während der Schnelltestungen im Klassenraum ihre eigene FFP2-Maske nicht abnehmen

Für eine Einordnung: In dieser Gesamtbetrachtungsweise wird es in einer Schule mit 1000 Schüler:innen, also im Wechselmodell 500 vor Ort, bei einer Inzidenz von 200 statistisch gesehen über alle Klassen hinweg eine infizierte Schüler:in geben. Die Ermittlung der Anzahl potentiell infizierter Kinder und damit auch die Bewertung des Risikos der Selbst-Testungen muss also immer im Zusammenhang mit dem Gesamt-Inzidenz-Wert betrachtet werden. Aus unserer Sicht sollten hier dann allerdings auch die aktuell oft abweichenden Inzidenz-Zahlen speziell für die entsprechende Altersstufe betrachtet werden. Für den Kreis Düren ergeben sich hier – Stand heute, 18.04. – eine Inzidenz von über 200 für die Altersgruppe von 5 bis 14 Jahren:

(Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/digitales/corona-inzidenz-altersgruppen-juengere-daten-100.html

Heike Marré und Jan Meißner, Grüne Kreis Düren