Die Zukunft kann beginnen 7. Dezember 2016 | georg.schmitz Wir dokumentieren einen Beitrag von Marlon Gego in Dürener Nachrichten/Dürener Zeitung vom 30.11.2016: Eine Bürgerinitiative aus Kerpen-Buir stellt einen Plan für den Strukturwandel im Rheinischen Revier vor. Ein Vorschlag ist, den Hambacher Forst zurückzukaufen – doch Tagebaubetreiber RWE interessiert das nicht. Wenn es nach Andreas Büttgen geht, kann der Strukturwandel im Rheinischen Revier morgen beginnen, die Pläne dafür hat er auf dem Laptop. Am Rande des Tagebaus Hambach könnte dann ein Freizeitgebiet mit Museen und Ateliers entstehen, am Hambacher Forst und an anderen Stellen zwischen alter und neuer A 4-Trasse könnte Wald aufgeforstet werden, könnten Wohngebiete entstehen, und könnte vor allem Michael Schumachers Kartbahn, über deren Verlegung so viel und so ergebnislos gestritten wurde, einfach in Kerpen-Sindorf stehenbleiben. Büttgen sagt: „Das ist keine spinnerte Idee.“ Leider hat die Bürgerinitiative „Buirer für Buir“, zu der auch Andreas Büttgen gehört, die Pläne für den Strukturwandel zwei Tage zu spät vorgestellt, nämlich gestern. Denn ein wichtiger Bestandteil der Pläne, die die Initiative erarbeitet hat, ist, dass Tagebaubetreiber RWE die alte A 4-Trasse nicht überschreitet. Zwar dauert es noch, bis die Braunkohlebagger an der alten Trasse stehen, doch bereits am Montag hat RWE erstmals jenseits dieser von den Braunkohlegegnern als Rote Linie bezeichnete Trasse Bäume des Hambacher Forsts gerodet. Trotzdem: Antje Grothus, die ebenfalls zur Initiative gehört, sagte gestern, dass die Pläne immerhin ein erster Schritt seien. Vater der Idee ist eigentlich Bruno Voß, er ist Fraktionsvorsitzender der Grünen im Dürener Kreistag. Voß erklärte im April den einigermaßen verdutzten Kreistagsmitgliedern, man könne doch mal überlegen, den Hambacher Forst und den Rest der Fläche zwischen der alten und der neuen A 4-Trasse zurückzukaufen und RWE so helfen, den Strukturwandel einzuleiten und zu finanzieren. Voß sprach dann später sogar leitende RWE-Angestellte auf diese Idee an, die im Konzern aber bislang keine allzu große Euphorie ausgelöst hat, um es vorsichtig zu formulieren. Ein RWE-Sprecher erklärte gestern auf Anfrage unserer Zeitung: „Mit dieser Frage beschäftigen wir uns nicht.“ Die Reaktion von RWE ist verständlich. Allerdings darf man davon ausgehen, dass auch bei RWE nur die wenigsten ernsthaft annehmen, der Tagebau Hambach werde tatsächlich noch bis 2040 weiter betrieben, wie es gesetzlich vorgesehen ist. Bruno Voß sagt, dass die Politiker in Düsseldorf und Berlin, dass auch die RWE-Entscheider wüssten, dass die etwa zwölf Quadratkilometer Fläche zwischen den beiden A 4-Trassen nicht mehr ausgekohlt werde. „Warum also weiter so tun, als werde diese Braunkohle noch gebraucht?“, fragt Voß. Dazu passt eine gestern veröffentlichte Stellungnahme des evangelischen Kirchenkreises Jülich, in der es heißt: Der Hambacher Forst – und damit auch der Rest der Fläche zwischen alter und neuer A 4-Trasse – werde „überhaupt nicht mehr benötigt“. In der Tat hat auch der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber, immerhin Berater der Bundesregierung, festgestellt, dass Deutschland „unmittelbar“ aus der Braunkohleverstromung aussteigen müsse. „Sonst werden wir international nicht ernst genommen.“ Dass die Landesregierung dennoch an der Braunkohle festhält, hat vor allem mit den damit verbundenen Arbeitsplätzen zu tun. Die Initiative „Buirer für Buir“ geht davon aus, dass es nur noch etwa 9000 Menschen sind, die im Rheinischen Revier für RWE arbeiten. Von den Angestellten müsse niemand entlassen werden, da RWE auch nach dem Ende des Bergbaus noch viel Arbeit im Revier zu leisten habe. RWE hingegen sieht all das völlig anders. Unternehmenssprecher Guido Steffen erklärte auch gestern wieder, „der Tagebau Hambach deckt mit der Stromerzeugung aus seiner Braunkohle rund 15 Prozent des Strombedarfs in NRW“. Dem Konzern gehe es darum, „mit dem Tagebau Hambach weiterhin zur zuverlässigen Stromversorgung unseres Landes entscheidend beizutragen“. Der Bürgerinitiative „Buirer für Buir“ ist ohnehin klar, dass sie in erster Linie die Landespolitik für ihren Planung zum Strukturwandel gewinnen muss, nicht RWE. Andreas Büttgen glaubt jedenfalls, dass der Strukturwandel so wichtig ist, dass er Thema im anstehenden Wahlkampf wird. „Wir möchten sofort mit dem Strukturwandel beginnen und nicht erst, wenn der Tagebau Hambach ausgekohlt ist.“ Antje Grothus, RWE-Kritikerin Mehr Infos zum ganzen Thema: www.buirerfuerbuir.de Link zum Original