Alarmsignal: Schon ein Viertel der Trinkwasserbrunnen in der Region überschreiten Nitrat-Grenzwert

Trotz Gefahr für Trinkwasser und EU-Klage unternimmt Bundesregierung nichts gegen Güllebelastung – 

In der Antwort auf eine Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion hat die Bundesregierung die enorme Nitratbelastung des Grundwassers in NRW aktuell bestätigt. Eine Verbesserung der Situation ist seit Jahren nicht zu erkennen. Gerade unsere Region, die Zülpich-Jülicher Börde in den Kreisen Düren, Euskirchen, Heinsberg, Rhein-Erft, Neuss, Viersen und der Städteregion Aachen gehört mit zu den am stärksten mit Nitrat belasteten in NRW und ganz Deutschland.

Der Erftverband hat in einer Studie (Link: „Nitrat im Grundwasser“) jüngst gezeigt, dass eine große Zahl von  Trinkwasserbrunnen viel zu hohe Nitratwerte aufweisen. Konkret wird in 25 von 102 (24,5%) Brunnen der Grenzwert überschritten und in 11 (10,7%) weiteren Brunnen erreicht (siehe Anlage „Erftverband Übersicht Nitrat in Trinkwassergewinnungsanlagen.xlsx“). Das bestätigt das in einer Studie des Landesumweltamtes NRW bereits 2014 beschriebene Nitrat-Problem der Region (Link: Nitrat im Grundwasser: Situation 2010-2013 in NRW (LANUV NRW):

Messstellen Anzahl der Messstellen mit Überschreitung (50 mg/l) Überschreitungen in Prozent
Nordrhein-Westfalen 3709 517 13,9
Städteregion Aachen 84 8 9,5
Kreis Düren 130 51 39,2
Rhein-Erft-Kreis 61 13 21,3
Kreis Euskirchen 85 22 25,9
Kreis Heinsberg 192 68 35,4

Durch Nitrat im Grundwasser, so die Bundesregierung in ihrer Antwort, gerät auch die Trinkwasserversorgung zunehmend in Gefahr. Die Wasserwerke müssen immer mehr und immer kostspieligeren Aufwand treiben, Trinkwasser unterhalb des zulässigen Grenzwertes von 50 mg/l zur Verfügung zu stellen. Das sind z. B. neue, tiefere Brunnen, das Mischen mit unbelastetem Wasser oder eine sehr aufwändige und teure Filtration. Dafür zahlen wir alle über steigende Wasserpreise.

Die Bundesregierung bestätigt, Hauptverursacher der Nitratbelastung des Grundwassers ist die Landwirtschaft durch das übermäßige Ausbringen von Gülle und Tierkot. Das lässt sich auch in unserer Region beobachten, wenn zahlreiche LKW mit Tierkot, z. T. aus dem Ausland auf den Äckern entladen werden. Dennoch und obwohl die Bundesländer es fordern, weigert sich Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt, endlich die Gülle-Verordnung zu verschärfen. Die EU-Kommission hat die Bundesregierung wegen des fehlenden Grundwasserschutzes vor Nitrat inzwischen sogar schon vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt.

Dazu Oliver Krischer MdB: Wasser ist unser Lebensmittel Nummer eins. Es ist ein Alarmsignal, wenn in unserer Region schon bei einem Viertel der Trinkwasserbrunnen die Grenzwerte für gesundheitsschädliche Nitrat überschritten werden und eine Besserung nicht in Sicht ist. Die Bundesregierung muss endlich handeln. Es darf nicht sein, dass aus der Landwirtschaft immer mehr Nitrat ins Grundwasser gelangt. Es ist völlig inakzeptabel, dass die Bundesregierung die Überarbeitung der Dünge-Verordnung seit Jahren verschleppt. Nur mit einer deutlichen Reduzierung des Nährstoffeintrags aus der Landwirtschaft lässt sich die Nitratbelastung des Grundwassers reduzieren.“

Weitere Informationen:

AnAnfr_GewässerqualitätNRW_Jul2016

HintergrundNitrat

PM Nitrat Aug2016

Erftverband Übersicht Nitrat in Trinkwassergewinnungsanlagen