Streit um 6 Parkplätze 15. Januar 2016 | georg.schmitz Geschäftsinhalber aus der Weierstraße wehren sich aktuell gegen einen Ratsbeschuss zur Einführung von Carsharing und gegen Fahrradständer. Der Antwortbrief an die Geschäftsleute in der Weierstrasse hier auch zur Info. Sehr geehrte Damen und Herren, in der letzten Ratssitzung 2015 wurde eine Vorlage behandelten, zu der Sie die Ratsmitglieder (über den Bürgermeister) angeschrieben haben. Das Schreiben wurde von uns vor der Beschlussfassung gelesen und bei der Entscheidung berücksichtigt. Die Beschlussfassung der Fachausschüsse wurde dann im Rat jedoch bestätigt. Ich hatte vor, Ihnen bald eine Antwort mit Erläuterungen zu schicken, bin aber durch die Weihnachtferien bisher noch nicht dazu gekommen – und hole dies nun nach. Zwei Vorlagen der Verwaltung – ein Ziel: Eine Mobilitätsstation am Markt. Die AmpelPlus Koalition hat Carsharing für Düren und eine überdachte Fahrradabstellung in der City beschlossen! Die CDU lehnte Beides ab und will auf keinen einzigen Parkplatz verzichten. Ihre Eingaben in den Briefen gehen in die gleiche Richtung. Ich habe die Sorge, dass viele Unterzeichner des Briefes nicht alle Fakten kannten. Mit den beiden Vorlagen „Fahrradabstellung“ und „Carsharing“ ist in Summe eine Mobilitätsstation in der „Kleinen Weierstraße“, also in unmittelbarer Nähe zum Markt beschlossen worden, um Düren auf dem Weg zu klimafreundlicher Mobilität voranbringen. Die CDU lehnte jedoch nicht nur den Standort Weierstraße für beide Projekte kategorisch ab, sondern sprach sich auch gegen die Einführung von Carsharing aus. Wir hatten den Eindruck, man suchte nur irgendeinen Grund, um gegen ein wichtiges Projekt der AmpelPlus zu stimmen. Die CDU zeigte erneut, dass sie weiter nichts als eine Autolobby sein will. „Bloß nichts ändern“ – das scheint das Motto zu sein. Beim Thema Fahrradabstellung hatte die CDU im Sommer noch selbst eine bewachte Fahrradabstellanlage in der City gefordert. Die Verwaltung hatte aufgezeigt, dass eine solche bewachte Abstellung hohe laufende Kosten hätte und mehrere hochwertige Fahrradstellplätze als Alternative vorgeschlagen. Dies wurde von der CDU dann in dem Fachausschuss auch positiv kommentiert. Als es nun um den Bau einer überdachten Abstellanlage in der Weierstraße auf der Fläche von drei Parkplätzen ging, war die CDU da dann aber doch dagegen. Parkplätze in der Weierstraße sind der CDU bekanntlich heilig und es hieß plötzlich „Na ja, vielleicht brauchen wir ja doch nicht so viele Fahrradstellplätze“. Also musste die AmpelPlus auch hier mehrheitlich beschließen und hat sich der Verantwortung gestellt. Der Standort ist optimal für Besucher des Marktes. Dort ist es baurechtlich und technisch möglich, eine moderne Glasüberdachung zu ermöglichen. An der Annakirche gibt es eine weitere ältere Fahrradabstellanlage, die weiterhin ihren Sinn hat. Aus Denkmalschutzgründen dürfen an der Kirche jedoch keine überdachten Ständer entstehen. Es ist klar, dass FahrradfahrerInnen genauso auf Parkplätze angewiesen sind, die in Marktnähe sind, wie AutofahrerInnen und dass es da bisher zu wenige attraktive Angebote gibt. Wenn Kundinnen und Kunden der Weierstraße oder des Marktes ihre Einkäufe auf dem Rad verstauen wollen, brauchen sie genauso die Infrastruktur, wie Kraftfahrer/innen. Bisher wurden diese Verkehrsteilnehmer jedoch in Düren sträflich vernachlässigt! Hingegen wurden in Schützenstraße und Hohenzollernstraße hunderte neue Parkplätze für die City geschaffen, – was zu noch mehr Autoverkehr führte. Was ist nun genau geplant? In der ersten Parkbucht der Weierstraße – vom Markt aus gesehen – wird es voraussichtlich auf der Fläche, die heute für ein Fahrzeug reicht, eine Außengastronomie des Sushi – Ladens geben. Außengastronomie wertet erfahrungsgemäß Straßen auf und führt zu einer höheren Frequentierung. Wer dorthin kommt, um die Außengastronomie zu nutzen, lernt so auch beiläufig die Geschäfte der Weierstraße kennen. Außengastronomie ist ein Schlüsselfaktor zur Belebung und Aufwertung von Geschäftsstraßen. Auf den anderen beiden Stellflächen dieser Bucht wird das Carsharing – Konzept realisiert. Da wir – wie überall in Deutschland – auch in Düren eine optimale Verknüpfung der Verkehrsmittel anstreben, sollte die Carsharingstation unmittelbar neben einem überdachten Fahrradständer angeboten werden, damit der Einzugsbereich der Station vergrößert wird. Nutzer können das Rad überdacht abstellen und einkaufen gehen – oder aber auch mit dem Carsharing -Fahrzeug fahren. Wenn sie zurückkommen steigen sie wieder aufs Rad. Deshalb bedingen sich beide Projekte und sind wichtige Bausteine für eine klimaverträglichere Mobilität, wie sie die Stadt mit dem Klimaschutteilkonzept „klimaschonende Mobilität“ anstrebt. Daher hat die Verwaltung diesen Standort vorgeschlagen und wir haben dem zugestimmt. Würde man Fahrradunterstand und Carsharing in der Wilhelmstraße machen, wie teilweise vorgeschlagen, würden genauso 5- 6 öffentliche Stellplätze in der City umgenutzt, so dass es bezüglich der schwierigen Parksituation in dem Bereich um die Weierstraße keine Änderung gäbe – aber weiter weg vom Markt wäre ein deutlicher Nachteil für den Radverkehr und Radler/innen würden eventuell weiter wild jede Abstellmöglichkeit in der Weierstraße nutzen. Neben den zwei Carsharing – Fahrzeugen wird dann also die Fahrradabstellung in der zweiten Bucht gebaut – sehr modern mit viel Glas, einer stationären Möglichkeit, Luft auf zu pumpen. Dies wird keine Nachteile für die Geschäfte bringen. Während früher 3 Parkplätze 3 Kunden pro Stunde in die Straße brachten, werden es demnächst bis zu 18 mögliche Kunden sein. Es gibt Untersuchungen dazu, dass Radler zwar etwas kleinere Mengen je Einkauf kaufen – aber öfter kommen als Autofahrer und somit genauso wichtige Kunden sind. Dies wird leider von vielen Geschäftsleuten (nicht nur in Düren) ignoriert. Mir sind z.B. Untersuchungen aus Luzern (Schweiz) und Breda (NL) bekannt, die belegen, dass RadfahrerInnen im Mittel genauso viel in Geschäften ausgeben, wie Autokunden. Während RadlerInnen eher Citykunden sind, kann man mit dem Auto leicht mal auf „die grüne Wiese“ zum Einkaufen fahren. Deshalb ist es fatal, dass man gerade die Kunden vor den Kopf stößt, die nicht „auf die grüne Weise“ ausweichen. Außerdem ist der Autoverkehr gerade in der City am Limit angekommen. Wenn Sie für den Erhalt eines jeden Stellplatzes kämpfen, geben Sie sich dauerhaft mit dem zufrieden, was sie heute haben – dem Autokunden. Zusätzliche Kunden können Sie jedoch gewinnen, wenn Sie die Chancen nutzen und auch „andere“ Kunden als ihr Potenzial sehen. Düren hat beim Fahrradklimatest des ADFC eine schlechte 4 erreicht, also nur knapp ein mangelhaft verpasst. Es ist unser erklärtes Ziel, zukünftig hier mind. auf die Note 3 zu kommen, damit Kundinnen und Kunden gerne mit dem Rad in die Stadt fahren und sich hier auch gerne aufhalten. Dies geht einher mit den Überlegungen des Masterplans, die Innenstadt aufzuwerten. Gerade weil Parkplätze im öffentlichen Raum begrenzt sind, ist es ein wichtiges Argument auch für potentielle Mieter der Wohnungen in den Obergeschossen, dass man in Düren auch ohne eigenes Auto gut mobil sein kann. Die Umbauten und Renovierungen alleine reichen nicht, da muss ein Rädchen ins andere greifen. Eine weitere Aktivität steht hier in einem engen Zusammenhang. Wir werden noch in diesem Jahr eine Tourismus – und Mobilitätszentrale in Düren schaffen, in der man sich über die Stadt, Veranstaltungen und alle Mobilitätsangebote informieren und Tickets kaufen, Carsharingkunde werden, Hotels buchen kann – und vieles mehr. Parallel wird ein Tourismuskonzept erstellt, damit wir Schwächen der Stadt zielgerichtet abbauen können. Damit wollen wir mehr BesucherInnen nach Düren locken (z.B. Tagesgäste aus der Eifel) und auch dies bringt auch Vorteile für Gastronomie und Handel. Abschließend noch einige Erläuterungen zu Details aus den Briefen: Jemand bemängelte die fehlende Bürgerbeteiligung. Bei solch kleinen Maßnahmen wie der Umwandlung von einigen Parkplätzen ist keine formelle Bürgerbeteiligung vorgesehen. Die AmpelPlus hatte über Herrn Koschorreck bereits nach der Kommunalwahl 2014 mit den Geschäftsleuten den Kontakt aufgenommen. Mit Rücksicht auf diese Äußerungen wurde die Idee, die Fußgängerzone in die kleine Weierstraße auszudehnen, fallen gelassen. Da es für Fahrradabstellung und Carsharing gute Sachargumente gibt und wir keine Nachteile für die ansässigen Geschäfte sehen, haben wir nicht nochmals eine Gesprächsrunde gestartet. Vielleicht hätte diese jedoch auch Missverständnisse vermeiden können, die ich nun hier hoffentlich ausräumen kann. Denn im Schreiben heißt es weiter richtig, dass die Straße heute schon sehr stark belastet ist. Man kann auch ehrlich sagen, da herrscht an Markttagen totales Chaos, so dass man als Radler echt Angst haben muss. Ich würde selbst auf dem Gehweg kein Kind gehen lassen, ohne es an die Hand zu nehmen und als RadfahrerIn kann man dort gar nicht Augen genug haben. Einzelne Parkplätze nun anders zu nutzen ist deshalb nicht das Problem – sondern Teil der Lösung, um der Straße wieder Lebens – und Aufenthaltsqualität zu geben. Richtig ist die Sorge, dass es bei starkem Parksuchverkehr, LKW`s der Marktbeschicker und RadfahrerInnen zu Unfällen kommen kann. Wer aber meint, der Erhalt der 6 Parkplätze würde etwas verbessern, der irrt sich! Falsch ist im Brief die Bezeichnung Fahrradwache – es handelt sich nur um eine gute Abstellanlage ohne Bewachung. Es gibt weder eine Einzäunung noch ein „Wärterhäuschen“, wie im Brief befürchtet. Der von vielen Geschäftsleuten unterzeichnete zweite Brief behauptet, mit Steuergeldern würden einzelne Firmen subventioniert. Tatsche ist, dass wir als Stadt eine Dienstleistung bestellen und eine völlig übliche Vereinbarung darüber schließen, wie diese Dienstleistung eingeführt wird. Die Dienstleister stehen nicht gerade Schlange, um im autoverliebten Düren neue Angebote zu etablieren. Da ist es absolut sinnvoll und legitim, wenn die Carsharing – Fahrzeuge v.a. vormittags von der Verwaltung zu fairen Preisen genutzt werden und am Abend und am Wochenende der Bevölkerung zur Verfügung stehen. Unterm Strich zahlt die Stadt zukünftig weniger als heute für Mobilität. Rechnet man die entfallenen Parkgebühren dagegen, wird es in etwa auf Null herauslaufen – und wir haben endlich das innovative Carsharing – Konzept auch in Düren etabliert. Ich hoffe, ich konnte deutlich machen, dass es sich hier um einen ganzheitlichen und vernünftigen Ansatz handelt, der in der Presse so umfassend nicht deutlich geworden ist. Mehr: http://gruene-dueren.de/2015/12/mobilitaetsstation-am-markt_8417.html http://gruene-dueren.de/2015/02/pressemitteilung-carsharing_6629.html 15.1.: Diskussion mit Geschäftsleuten der City geführt. Den Entfall der 6 Stellplätze stellen sie einvernehmlich als große Gefahr für die Läden der Weierstraße dar. Schade, dass es zu dieser Konfrontationssituation gekommen ist. Dabei schreibt das Deutsches Institut für Urbanistik (Difu) gGmbH als Fazit einer Studie: Der Radverkehr befördert die Belebung der Stadtteilzentren und Innenstädte, er stärkt somit auch den dortigen Einzelhandel. Mehr Fahrrad- und weniger Pkw- Nutzung spart Platz für hohe Aufenthaltsqualität und trägt so zu einem attraktiven, anregenden Einkaufsumfeld bei. Einzelhändler müssen dabei nicht den Verlust von Nachfragepotenzialen fürchten. Radfahrer stellen eine kaufkräftige und treue Kundengruppe dar. Um sie in die Geschäfte zu locken, soll den Hindernissen beim Einkauf auf zwei Rädern mit einem breiten Serviceangebot, komfortablen Abstellmöglichkeiten und sicheren Straßen begegnet werden. Dies erfordert das koordinierte Vorgehen von Kommune und lokalem Einzelhandel. Mehr zum Thema Einkaufen finden Sie in den Ausgaben FoR S-7 Fahrradservice des Einzelhandels und FoR I-1 Innerstädtisches Fahrradparken „Forschung Radverkehr“ steht Ihnen auch online zur Verfügung. Den ganzen super Fachbeitrag gibt es vom Deutsches Institut für Urbanistik: for-a-04 Mit dem Rad zum Einkaufen