Wiederanfahren von Tihange 2 und Doel 3 ist Russisch-Roulette 17. November 2015 | barbara.andrae Mit Pressemitteilung von heute Morgen kündigte die Belgische Atomaufsicht FANC an, dass der Betreiber Electrabel die Reaktoren Tihange 2 und Doel 3 wieder in Betrieb nehmen darf. Der Betrieb für Tihange 2 bis zum 01.02.2023 und für Doel 3 bis zum 01.10.2022 wurde damit erneut bestätigt. Die Druckbehälter beider Blöcke weisen tausende Risse auf, deren Ursache bis heute nicht geklärt ist. Dazu der Bundestagsabgeordnete Oliver Krischer: „In Tihange und Doel zwei Reaktoren mit tausenden Rissen im Reaktordruckbehälter wieder in Betrieb zu nehmen, ist Russisch-Roulette. Selbst Atomkraftfreunde haben das in Vergangenheit als unverantwortlich bezeichnet. Niemand würde ein neues Atomkraftwerk mit tausenden Rissen im wichtigsten Bauteil in Betrieb nehmen. Wie die belgische Atomaufsicht FANC dies bei Jahrzehnte alten Reaktoren begründet, bleibt ihr Geheimnis. Ganz offensichtlich ist der FANC der Profit des Betreibers Elektrabel wichtiger als der Schutz der Menschen in der Region. Das stellt die Unabhängigkeit der Behörde noch mehr infrage. Zur Stromversorgung sind die Schrottreaktoren nicht erforderlich, denn europaweit gibt es erhebliche Überkapazitäten bei der Stromerzeugung. Leider versäumt es auch die Bundesregierung immer wieder, gegenüber Belgien Klartext in Sachen Tihange und Doel zu reden. So kann die belgische Regierung sich leicht hinter dem Schweigen aus Berlin verstecken. In den Atomkraftwerken Tihange und Doel reiht sich seit Jahren ein Skandal an den nächsten: Tausende Risse im Reaktordruckbehälter, der Fund einer scharfen Bombe aus dem 1. Weltkrieg neben dem Reaktor, literweise Wasserverlust aus dem Reaktorbecken, dutzende Pannen und Notabschaltungen, fehlender Schutz gegen das Hochwasser der Maas und gegen Flugzeugabstürze, das hohe Alter der Reaktoren und auch noch eine nicht vorhandene Sicherheitskultur der Mitarbeiter sind Argumente genug, in Doel und Tihange endlich Schluss zu machen. Atomkraftwerke sind auch potenzielle Ziele für Terroristen. Und nicht erst seit dem Wochenende sollte auch das ein starkes Argument fürs dauerhafte Abschalten sein.“ Nur 60 km westlich von Aachen, in der Hauptwindrichtung, wird das belgische AKW Tihange betrieben. Passiert dort ein Unfall, besteht für das gesamte Rheinland und darüber hinaus große Gefahr.