Kameras in Langerwehe verhindern (keinen) Vandalismus 17. September 2010 | andikrischer Vorgeschichte: Was haben wir in den letzten Monaten gestritten um die Kameraüberwachung in Langerwehe – Entgegen meinem ausdrücklichen Rat und entgegen meinen Bedenken wurden Kameras an der Gesamtschule montiert. Später wurden dann alle Kameras auf Kritik der durch mich eingeschalteten Landesdatenschutzbeauftragten flugs wieder abgebaut. In dieser Phase gab es viel Zustimmung, aber auch sehr viel Kritik an mir – u.a. durfte ich mir (auch in der lokalen Presse) zumindest zwischen den Zeilen anhören, dass jeder Vandalismus-Schaden nunmehr auf mein Konto ginge. Meine Hinweise zur nachgewiesenen, äußerst begrenzten Wirkungsweise von Kameras hat man stetig ignoriert oder gar öffentlich erklärt, Kameras würden „Vandalismus zu 70% eingrenzen“. Nun zuletzt vor einigen Wochen, von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, wurden die Kameras wieder aufgehängt – dabei wurde ich von Anfang an eingebunden und meine Meinung berücksichtigt, was ich in meinem Blog kommentiert hatte. Nun aktuell muss ich resignierend eine Meldung in den Aachener Nachrichten lesen: Obwohl die Kameras hängen, gab es erneut einen Einbruch und erheblichen Vandalismus in der Gesamtschule. Und zudem gab es in den letzten Wochen auch sonstige (kleinere) Vandalismus-Schäden, etwa am (ebenfalls überwachten!) Büro der Grünen, wo eine Scheibe eingeschlagen wurde. Von Abschreckung keine Spur und ich muss nochmals ehrlich sagen: Warum auch? Der „Abschreckungs-Effekt“ von Kameras ist inzwischen in vielen Studien als Mythos enttarnt, der sich eher auf kleinste Vorfälle und Gelegenheitstäter konzentriert. Was heißt das für uns? Leider ist die Diskussion, die ich schon an vielen Orten und bei vielen Gelegenheiten führen durfte/musste, immer die gleiche: Als nächstes werden erste Stimmen fordern, noch mehr Kameras aufzuhängen. Ich möchte – gleichwohl wissend, nicht gehört zu werden – vor diesem Schritt warnen: Auch dieser wird nichts bringen. Wer einbrechen möchte, zieht sich eine Maske über. Oder holt vorher die Kamera runter. Was dabei die wenigsten wissen: Kameraüberwachung ist teuer, sie kostet tausende Euro nicht nur in der Anschaffung, sondern auch in der Wartung. Wenn ich mir ansehe, wie oft das Schulzentrum Gegenstand von Problemen ist, möchte ich aber nicht ständig Geld in eine wirkungslose Maßnahme stecken, mit der ich rechtspolitisch auch noch erhebliche Probleme habe. Mir liegt viel daran, ein umfassendes Konzept zu schaffen, in dem auch Kameras eine Rolle spielen können – nur eben nicht die einzige. So müssen wir uns fragen, warum laut Bericht Polizei und Feuerwehr nicht von der Alarmanlage gerufen wurden, sondern vom Brandmelder, gibt es evt. Probleme mit der Haus-Alarmanlage? Kann man die Beleuchtung ausbauen und den Platz so gestalten, dass er (noch) stärker von Menschen frequentiert wird, auch dies sind Aspekte, die nachgewiesen Vandalen und Einbrecher fernhalten. Solange wir aber weiter nur unserem Sicherheitsgefühl folgen und weiter Geld in Kameras pumpen, die am Ende keine reale Sicherheit bringen, solange tritt einer der gefährlichsten Effekte der Kameraüberwachung auf: Eine trügerische Sicherheit, die bei jedem Einbruch wieder in sich zusammenbricht. Und mit diesem Sicherheitsverlust geht zugleich ein Vertrauensverlust in die öffentliche Hand einher, die in der Wahrnehmung wieder versagt hat. Diesen Effekt auch noch in einem Schulzentrum hervorzurufen war und ist für mich ein Albtraum.