Landesregierung zur Zukunft der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang 15. Januar 2008 | andikrischer „Für die Zukunft der Ordensburg Vogelsang im Nationalpark Eifel besteht mit den heute gefassten Beschlüssen der Landesregierung eine sensible, seriöse und solide Grundlage für die weitere Nutzung der Anlage.“ Das erklärte Wirtschaftsministerin Christa Thoben heute (18. Dezember 2007), nach der zweiten Leitentscheidung der nordrhein-westfälischen Landesregierung zur Zukunft der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang in der Eifel. „Dabei handelt es sich um eines der historisch anspruchsvollsten Konversionsprojekte in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Wir wollen eine touristisch bedeutsame Zukunft für die Anlage, ohne die furchtbare Vergangenheit zu leugnen. Der Standort Vogelsang hat aufgrund seiner Lage im Herzen Westeuropas alle Chancen, sich zu einem touristischen Ankerpunkt zu entwickeln, der nicht nur für Gäste aus Deutschland sondern auch aus den Benelux-Ländern und Nordfrankreich attraktiv ist“, so die Ministerin. Die Leitentscheidung der Landesregierung macht den Weg frei für den Abschluss einer Rahmenvereinbarung zwischen dem Bund, dem Land Nordrhein-Westfalen und der Region mit den Kreisen Euskirchen, Düren, Aachen, der Stadt Schleiden sowie dem Landschaftsverband Rheinland. Die Vereinbarung soll Anfang 2008 von den Beteiligten unterzeichnet werden. Für die Realisierung des Vorhabens stellen der Bund zehn Millionen Euro, das Land und die EU insgesamt 17 Millionen Euro für die erste Entwicklungsstufe Vogelsang zur Verfügung. Der Eigenanteil der Region beträgt zehn Prozent. Für die Umsetzung aller Projekte dieses ersten Abschnitts ist der Zeitraum von 2008 bis 2012 vorgesehen. Grundlage für die zweite Leitentscheidung ist weiter die Bereitschaft des Bundes, die Grundstücke „Adlerhof“ und „Redoute“ unentgeltlich noch im Jahre 2008 an die Region zu übertragen. Für die zukünftige Nutzung sind folgende Kernelemente vorgesehen: • Nationalparkzentrum • Informations- und Bildungszentrum/Gastronomie • Eine regionalgeschichtliche Ausstellung • Ein Dokumentationszentrum NS und Nachkriegsgeschichte • Die Nationalparkverwaltung wird auf dem Gelände untergebracht. • Schließlich entsteht auf Vogelsang eine Jugendherberge mit integriertem Gästehaus und Jugendwaldheim. Der deutsche Jugendherbergsverband, Landesverband Rheinland, hat sich bereiterklärt, die Trägerschaft zu übernehmen. Damit entsteht ein attraktives Angebot für junge Familien mit Kindern, die den Nationalpark Eifel „erwandern“ wollen. Vorbereitet wurden die zweite Leitentscheidung der Landesregierung und die Rahmenvereinbarung mit Bund und Region in monatelangen Verhandlungen zwischen allen Beteiligten unter Leitung des Staatssekretärs im nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium, Dr. Jens Baganz. Die ehemalige „NS-Ordensburg“ steht seit dem 1. Januar 2006 Besuchern offen. Bis dahin war sie Bestandteil des nichtzugänglichen Truppenübungsplatzes „Camp Vogelsang“. Seit der Öffnung wurden mehr als 300.000 Besucher der Anlage gezählt. Erbaut wurde der Komplex 1934 als eine von vielen Schulungseinrichtungen der NSDAP durch die sog. „Deutsche Arbeitsfront“. Hier sollten „Führungskräfte“ des Naziregimes auf ihre zukünftigen Aufgaben in Staat und Partei im Geiste der menschenverachtenden NS-Ideologie eingeschworen werden, Ziel war die Erziehung eines „neuen Menschen“. Die 100 Hektar große Anlage liegt im Nationalpark Eifel, der nach entsprechenden Entscheidungen des Landtags und der Landesregierung am 1. Januar 2004 eröffnet wurde. Die Ordensburg Vogelsang steht seit 1989 unter Denkmalschutz. Nach der nicht unumstrittenen Auffassung der Denkmalschützer stellt sie ein bedeutendes Beispiel nationalsozialistischer Architektur dar.